Fünf weitere Stolpersteine verlegt

Sie erinnern an NS-Opfer. Gunter Demnig verlegte gestern Steine an der Berghausener und der Grenzstraße sowie am Ganspohl.

Foto: Ralph Matzerath

Langenfeld. Montagmorgen, die letzte Woche vor Weihnachten hat geschäftig begonnen. Doch an der Berghausener Straße, in der Gruppe, die sich vor Haus Nummer 7 versammelt hat, ist es still. Ein Mann mit breitkrempigem Hut kniet vor mehreren kleinen Aussparungen im Pflaster. Sorgfältig fügt er drei mit Messingplatten beschlagene Kopfsteine in die Lücken ein. In das Messing eingraviert sind die Namen und Lebensdaten von drei Langenfeldern. Amalie Meyer (geboren 1870), Lina Herz (1872) und Wilhelm Herz (1872). Alle drei waren Juden und wohnten an der Berghausener Straße — bis sie 1942 nach Theresienstadt deportiert und im NS-Vernichtungslager Treblinka ermordet wurden.

Gunter Demnig, der Mann mit dem Hut, verlegt seit einem Vierteljahrhundert „Stolpersteine“. Fast 30 000 in mehr als 600 Städten in Deutschland sind es inzwischen. Sie erinnern an Opfer des Nationalsozialismus — vorwiegend Juden, aber auch an Roma und Sinti oder Widerstandskämpfer wie den Monheimer Pfarrer Franz Boehm —, und zwar jeweils an der Stelle, wo sie bis zu ihrer Verschleppung gewohnt haben. In Langenfeld sind gestern fünf hinzugekommen: für die drei Opfer von der Berghausener Straße sowie für Mina Berg und Albert Salomon. Mina Berg, geboren 1866, lebte an der Grenzstraße 23, ehe sie 1942 nach Theresienstadt deportiert und am 20. Januar 1943 ermordet wurde. Der 1884 geborene Albert Salomon von der Ganspohler Straße 13 wurde 1938 nach Dachau verschleppt. 1939 kehrte er nach Langenfeld zurück, bevor er 1841 nach Riga deportiert und ermordet wurde.

Bei der Verlegung der Gedenksteine mit dabei waren neben Langenfelds Bürgermeister Frank Schneider Abordnungen aus Rat und Verwaltung sowie der Foto-Kurs des Konrad-Adenauer-Gymnasiums. Die Schüler begleiten das Projekt „Stolpersteine“. Im Februar wollen sie es im Rathaus in einer Foto-Ausstellung näher beleuchten.

Insgesamt gibt es jetzt 15 dieser Steine in Langenfeld. Mit der Verlegung der letzten fünf hat es einige Jahre gedauert. Die damaligen Eigentümer der Häuser, vor denen sie seit gestern zu sehen sind, hatten sich gegen die Verlegung gewehrt. Die Eigentümer — hieß es — fürchteten, stigmatisiert zu werden. Auch von einem möglichen Wertverlust der Immobilien war die Rede. „Nur aufgrund eines Eigentümerwechsels konnte die Einwilligung erzielt werden“, erklärte Jürgen Öxmann, zuständiger Fachbereichsleiter im Rathaus. Bürgermeister Schneider sagte gestern: „Mit der Verlegung der letzten Stolpersteine können wir dieses Kapitel nun schließen. Niemals schließen werden wir das Kapitel des Gedenkens an die Opfer der Nazi-Herrschaft, die auch jüdische Langenfelder das Leben kostete.“

Projekt-Begründer Demnig berichtete, auch außerhalb Deutschlands würden mittlerweile immer mehr Stolpersteine verlegt. Mehr als 56 000 in etwa 1200 Städten seien es inzwischen einschließlich Deutschlands. „Geplant sind Steine in Litauen und Weißrussland. Finnland ist ebenfalls interessiert“, sagte Demnig.