Georg Scheyer: Der Mann fürs größte Viertel
Ab Februar wird Georg Scheyer Stadtteilmanager in Monheim-Süd. Der 51-Jährige setzt auf das Wir-Gefühl der 11 000 Bewohner dieser Siedlung.
Monheim. Ab dem 1. Februar wird Georg Scheyer Stadtteilmanager im Berliner Viertel sein. Der 51-Jährige hat es schon einmal drei Jahre gemacht — bis 2008. Damals war er parallel auch noch Geschäftsführer von Marke Monheim. Nun kann er sich ganz auf den bevölkerungsreichsten Stadtteil mit etwa 11 000 Einwohnern konzentrieren.
Was wird Ihr erstes Projekt sein?
Georg Scheyer: Ich muss bestehende Strukturen von Netzwerken kennenlernen und sie gegebenenfalls weiter ausbauen, neue Akteure Gewinnen und in das Gesamtkonstrukt integrieren. Und ich muss Vertrauen zur Position des Stadtteilmanagers aufbauen.
Welche Komponenten soll denn dieses Netzwerk haben?
Scheyer: Da sind natürlich einmal die LEG als Vermieterin und die Einzelhändler. Aber wichtig sind auch Schulen und Vereine. So kommt man letztlich an die Menschen heran. Und darum geht es.
Welche Vereine meinen Sie?
Scheyer: Es gibt zum Beispiel Inter Monheim. Die sind sehr engagiert. Andere Organisationen ermöglichen ehrenamtlich Sprachförderung. Da ist der Ägäische Kulturverein. Der Integrationsausschuss muss eingebunden werden. Und der Moscheeverein ist auch wichtig.
Stichwort Moscheeverein — im Berliner Viertel ist der Anteil der Moslems hoch. Sind die eher misstrauisch?
Scheyer: Ich habe keine schlechten Erfahrungen gemacht. Ich glaube schon, dass die meisten Menschen im Berliner Viertel diese Siedlung als lebenswert gestalten wollen.
Was macht das Berliner Viertel für Sie lebenswert?
Scheyer: Über die Architektur der Plattenbauten kann man sich ja streiten. Doch die kulturelle Vielfalt ist einzigartig. Und es gibt keinen anderen Stadtteil mit einer derart guten Infrastruktur: Einkaufszentrum, Bücherei, VHS, Kindergärten, Schulen — alles ist fußläufig zu erreichen. Fast die ganze Siedlung ist verkehrsberuhigt. Es gibt viele Spielplätze und Grünzüge. Es ist viel passiert in den vergangenen Jahren. Und zum Naherholungsgebiet am Rhein ist es nicht weit.
Stichwort Sperrmüll: Immer wieder gibt es Beschwerden, dass der überall verstreut liegt.
Scheyer: Das ist auch schwer zu kontrollieren. Die enge Wohnbebauung erschwert das. Und man darf auch nicht vergessen, dass da viele den korrekt abgestellten Sperrmüll zerfledern, die gar nicht aus dem Berliner Viertel kommen. Aber Eigeninitiative ist natürlich auch wichtig.
Eigeninitiative — wie meinen Sie das?
Scheyer: Den Menschen muss bewusst sein: Das ist auch mein Viertel. Jeder Einzelne trägt dazu bei, dass es schön ist. Das gilt auch für Aktionen und Feste.
Was für Feste?
Scheyer: Zum Beispiel die Fun-Fete. Die gibt es leider nicht mehr. Das wird sich ändern. Aber das soll nicht von oben verordnet werden. Vereine und Schulen, aber auch fest verwurzelte Institutionen wie die Awo müssen da mit ins Boot. Es soll ein Fest aus dem Herzen des Viertels sein. Vielleicht bekommen wir das in diesem Jahr schon auf die Beine.
Sehen Sie sich als Einzelkämpfer?
Scheyer: Auf keinen Fall. Ich habe die volle Rückendeckung der Verwaltungsspitze im Rathaus und der Politik. Ich will auch eine Art Zukunftswerkstatt auf die Beine stellen. Da sollen dann neben Multiplikatoren aus dem Berliner Viertel auch Vertreter aus Politik und Verwaltung mitmachen. Wo wollen wir hin? Es muss eine klare Richtung her, Probleme müssen angegangen werden. Ich bin optimistisch. Und ich will Vorurteile abbauen. Es gibt nicht wenige Monheimer aus anderen Stadtteilen, die wissen gar nicht, wie lebenswert das Berliner Viertel eigentlich ist.