Heiße Nacht in Monheims Altstadt
Die Besucher des Kneipenfestivals tanzen in Lokalen und auf der Straße.
Monheim. Es ist heiß im Café „Mit Liebe“. Sehr heiß. Alle Fenster sind aufgerissen. Trotzdem rinnt den Musikern von „Iron Kid“ der Schweiß aus allen Poren. Texas Blues, Rock ’n’ Roll und Boogie Woogie spielt die Band — und viele Zuhörer tanzen vor der Tür auf der Straße. Im Innenraum haben Simone Windges und Miriam Winzer alle Hände voll zu tun. Pünktlich zum Kneipenfestival „Alstadt Live“ haben sie ihr Café eröffnet.
„Das war eine Punktlandung“, meint Windges. „Es gibt wohl kaum eine schönere Art, Eröffnung zu feiern.“ Es sei ein hartes Stück arbeit gewesen, die ehemalige Kneipe „Alter Markt“ flottzumachen. „Böden, Decken, Wände, Elektrik, Schallschutz, Einrichtung — eigentlich ist alles neu“, sagt sie. „Wir sind froh, dass es endlich los geht.“ Wie auch in der benachbarten „Biermanufactur“, wo tags zuvor erstmals geöffnet wurde.
Betreiber und Hobby-Braumeister Dieter Ritter schenkt zum Auftakt sein „Festbier“ aus. Rund 2000 Liter habe er von dem „Kompromiss zwischen Alt und Kölsch“ brauen lassen — nach eigenem Rezept. Noch musste dafür eine befreundete Brauerei herhalten. „Ich denke, dass wir in etwa zwei Wochen unsere Anlage in Betrieb nehmen können“, sagt Ritter.
„Das schmeckt richtig gut“, urteilt Denise Rothkopf über den Gerstensaft. Auch der Stil des neuen Brauhauses gefalle ihr. „Die Altstadt lebt“, sagt sie — und Mutter Claudia stimmt zu: „gute Stimmung, nette Leute und tolle Musik.“ Manch einer fühlt sich an die goldenen Jahre der Monheimer Altstadt erinnert. Damals war unter Stammgästen oft vom „Bermuda-Dreieck“ zwischen „Pub Club“, „Spielmann“ und „Zollhof“ die Rede, in dem man bis in die frühen Morgenstunden versacken konnte.
Im Mittelpunkt steht bei „Altstadt Live“ indes die Musik. Die als Walking Act engagierte Band „Epilirium“, eigentlich eher für die härtere Gangart bekannt, spielt laut Gitarrist Carsten Hoff an diesem Abend „alles von Matthias Reim bis Judas Priest“. Die Musiker genießen die Nähe zum Publikum: „Die Akustik ist zwar schlechter, aber auf der Straße zu spielen hat schon seinen Charme“, sagt der 28-Jährige.
Im „Pfannehof“ rocken die „Sugarhills“ mit „Vintage Pop“, wie Sängerin Peggy Sugarhill das Genre der Band umschreibt. Zeitlich verortet sie den Stil in die 1950er. „Es ist ein bisschen Blues, ein bisschen Rockabilly, und etwas Rock ’n’ Roll“, sagt sie. Auch in der Gaststätte am Schelmenturm tropft es von den Wänden. Ein Konzert wie zehn Saunagänge. Ähnlich ist es im rappelvollen „Zollhof“, wo „Jim Button’s“ das Publikum begeistern — wie „True Collins“ in der Festhalle Bormacher.
Weniger ist im etwas abgelegenen „Familien-Hofcafé“ los, wo „Morblus“ auch nach Mitternacht noch eine ebenso sehens- wie hörenswerte Performance bieten. „Das ist der ideale Ausklang“, findet Christoph Kerber. „Es war insgesamt fast schon etwas zu viel Musik. Trotzdem: Ein gelungener Abend.“