Hier finden Kinder Schutz
Auftakt: Seit gestern tragen 20 Geschäfte „Notinsel“-Aufkleber. Sie sind damit offizielle Anlaufstellen für Kinder in Not.
Monheim. Etwa 15 oder 16 Jahre war der Junge alt, der kürzlich in der Stadtbibliothek Schutz gesucht hat. Er werde von Jugendlichen gemobbt und verfolgt. Er hatte sich keinen anderen Rat gewusst, als schnell in der Bibliothek zu verschwinden und um Hilfe zu bitten. „Die Gruppe stand vor der Tür, hat gemerkt, dass wir uns hinter den Jungen stellen und ist verschwunden“, sagt Leiter Martin Führer.
Dahinter steckt ein klassischer Rat, den Eltern ihren Kindern geben: Wenn du dich verläufst, verletzt oder bedroht fühlst, suche Hilfe in einem Geschäft und rufe zu Hause an. „Für mich als Geschäftsinhaber ist es selbstverständlich, dass ich ebenfalls helfe, wenn es nötig ist“, sagt Bäcker Markus Busch, der fünf Filialen in Monheim betreibt.
Um Kindern ganz deutlich zu zeigen, dass sie willkommen sind, gibt es seit 2002 die Initiative „Notinseln“. Mit entsprechenden Aufklebern an ihren Schaufenstern können Geschäfte deutlich zeigen, dass sie bereit sind, zu helfen. Seit gestern sind die ersten „Notinsel“-Aufkleber in Monheim zu sehen. 20 Geschäfte beteiligen sich. „Alle, die wir gefragt haben, machen mit“, sagt Günther Serafin vom Jugendamt. 50 Euro kostet die Teilnahme, damit sollen 50 Prozent der Gesamtkosten von etwa 4000 Euro refinanziert werden. Alle Teilnehmer haben eine Schulung und einen Leitfaden bekommen. Darin enthalten sind die Nummern von Polizei und Jugendamt. Es wird geraten, Kinder nicht mit guten Ratschlägen zu überfrachten, ihre Ängste ernst zu nehmen und sie nicht ins Hinterzimmer, sondern in den Verkaufsraum zu setzen.
„Es muss nicht etwas Dramatisches passiert sein, manchmal hilft ein Pflaster“, sagt Bürgermeister Daniel Zimmermann, der gestern zum Auftakt ins Schuhgeschäft von Jürgen Prinz gekommen ist. Prinz ist gleichzeitig Vorsitzender der Einzelhändler- und Handwerkervereinigung Treffpunkt und überreichte den verdutzten Jugendamtsmitarbeiterin gleich noch einen Scheck über 400 Euro. „Damit wollen die Einzelhändler zeigen, dass sie das Projekt voll und ganz unterstützen“, sagte er.
Die Stadt will weitere Teilnehmer gewinnen, zumal sie sich bislang bei der Suche fast nur aufs Zentrum konzentriert hat. So gibt es in Baumberg lediglich zwei Notinseln — die dortigen Filialen von Bäcker Busch. Laut Günther Serafin ist auch eine Infokampagne für Kinder und Jugendliche geplant. Sie sollen in Kindergärten, Schulen und Jugendeinrichtungen über die Notinseln informiert werden. Serafin: „Das machen wir aber erst, wenn die Aufkleber alle angebracht sind, damit wir sie auch zeigen können.“