Hilden: Bau - „Möwe“ kann nicht landen
Der Verein möchte ein Wohnprojekt an der Heiligen-/Kolpingstraße verwirklichen, konnte sich im Bieterverfahren aber nicht durchsetzen.
Hilden. Sozial- oder Eigentumswohnungen? Lange Zeit war unklar, was an der Ecke Heiligen- und Kolpingstraße entstehen wird. Nun ist eine Entscheidung für die Fläche gefallen, auf der jetzt noch das Josef-Kremer-Haus der Arbeiterwohlfahrt steht: Das soziale Wohnen ist an diesem Standort vom Tisch - das entschied der Wirtschaftsausschuss in seiner jüngsten Sitzung.
Der Verein Möwe ist enttäuscht, er wollte an dieser Stelle ein Angebot für Menschen mit Wohnberechtigungsschein sowie günstigen Mietwohnungen realisieren.
Vorsitzender Walther Enßlin ist der Meinung, die Verwaltung hätte dem Verein entgegenkommen können. Stattdessen habe die ehrenamtliche Initiative in ein Bieterverfahren mit kommerziellen Mitbewerbern treten müssen - und unterlag um 200000Euro dem besten Angebot.
Aus Enßlins Sicht habe die Verwaltung beim Verkauf des städtischen Grundstücks hauptsächlich auf den Preis geschaut: "Die Stadt denkt nicht langfristig. Jetzt entstehen hier hochpreisige Eigentumswohnungen.
In Hilden fehlt aber eine vernünftige Versorgung gerade alter Menschen der Mittel- und Unterschicht." Für Reiche sei bereits ausreichend gesorgt, so Enßlin, und spielt damit auf die Berliner Straße (Ecke Am Rathaus) an. Auch dort wollte Möwe bereits ein Wohnprojekt realisieren, zog aber ebenfalls den Kürzeren. Zurzeit wird dort die Seniorenanlage "Itter-Residenz" gebaut.
Die Stadt beteuert jedoch, Möwe durchaus entgegengekommen zu sein. "Wir haben extra ein halbes Jahr auf das Konzept des Vereins gewartet, die Pläne der anderen Bieter lagen schon viel früher vor", sagt Beigeordneter Norbert Danscheidt.
Das Problem mit Möwe sei gewesen: "Die Politik hätte sich gar nicht für Möwe entscheiden können. Der Verein hat es weder geschafft ein baufähiges Konzept vorzulegen, noch einen Investor zu nennen."
Aus Sicht von Möwe hat es beides gegeben - nur kam dann ein entscheidender Faktor dazwischen: die Bauhöhe. Der geplante Wohnkomplex sollte 13 Meter hoch werden, zu massiv für den Standpunkt Heiligenstraße.
Die Verwaltung empfahl Möwe, die Pläne zu überarbeiten und mit weniger Wohnungen zu kalkulieren. Dann sprang jedoch der Investor, eine Genossenschaft, ab. "So hätte man das Projekt nicht mehr wirtschaftlich betreiben können", sagt Vorstandsmitglied Rosi Fritgen. Nach internen Berechnungen wäre der Quadratmeterpreis für die Mietwohnungen auf 9,50 Euro hochgeschnellt. Enßlin: "Wir wollten aber gerade ein günstiges Angebot schaffen und den Quadratmeterpreis unter acht Euro halten."
Möwe hofft jetzt, dass sich der Stadtrat in seiner Sitzung am 7.Juli gegen die Empfehlung des Fachausschusses entscheidet. Möwe brauche Zeit, um ein neues tragfähiges Konzept zu erarbeiten. Danscheidt glaubt allerdings: "An der Heiligenstraße ist der Zug für Möwe abgefahren."