Hilden: Das Ende einer Freundschaft
Ausstieg: Friedhelm Burchartz verlässt zusammen mit Heimo und Barbara Haupt die FDP. Das Vertrauen in die Spitze sei beschädigt.
Hilden. Nach internen Querelen schrumpft die FDP-Fraktion im Hildener Stadtrat auf eine Größe von vier Personen. Fraktions- und Parteivize Heimo Haupt und der ehemalige stellvertretende Fraktionschef Friedhelm Burchartz erklärten mit einem Schlag ihren Rücktritt. Sie verlassen sowohl den Ortsverband als auch die Fraktion, behalten jedoch ihre Ratsmandate. Das wirbelt die Sitzverteilung im Stadtrat ordentlich durcheinander, denn jetzt haben die Liberalen ihren Vorsprung auf Grüne, Bürgeraktion und die Unabhängigen verloren, die ebenfalls vier Stimmen haben. Die zwei Fraktionslosen Haupt und Burchartz könnten in Zukunft das Zünglein an der Waage spielen.
Friedhelm Burchartz hat sich seine Entscheidung nicht leicht gemacht, sagt er. Im Gespräch mit der WZ ist er deutlich mitgenommen. Seit 34 Jahren war er FDP-Mitglied. "Das ist eine lange Zeit, daher bewegt mich das Ganze so", sagt der 66-Jährige. Es seien interne Gründe, die ihn zu dem Schritt bewegt hätten. "Ich bin persönlich enttäuscht", erklärt er - ohne Namen nennen zu wollen. Er wolle "keine schmutzige Wäsche waschen".
Heimo Haupt findet in einer schriftlichen Erklärung deutlichere Worte und nennt Ross und Reiter: "Seit Monaten sind gemeinsames Zusammenwirken und eine gemeinsame vertrauensvolle Gestaltung von Fraktions- und Parteiarbeit nicht mehr möglich gewesen." Seine Bemühungen, mit Fraktionschef Rudolf Joseph und Parteichef Uwe Gramminger eine gemeinsame Basis zu finden, seien allesamt gescheitert. Es sei Usus geworden, Entscheidungen herbeizuführen, ohne die zuständigen Gremien formal korrekt zu informieren oder einzubeziehen.
Auch seine Frau Barbara Haupt, als sachkundige Bürgerin Mitglied der FDP-Fraktion, sieht ihr Vertrauensverhältnis zur Doppelspitze geschädigt. Sie zieht sich zusammen mit den beiden Ratsmitgliedern aus den Reihen der Liberalen zurück.
Fraktionsschef Joseph gibt sich angesichts der Austrittswelle überrascht. Er sagt: "Diese Reaktion ist vollkommen übertrieben. Besser gesagt, diese Aktion. Es ist ja nichts geschehen." Zwar habe es in der letzten Fraktionssitzung am 12. Juli kontroverse Diskussionen über inhaltliche Fragen gegeben, in einem Gespräch unter sechs Augen mit Joseph, Gramminger und Haupt sei es anschließend aber zu einer Aussprache gekommen. Joseph: "Herr Haupt sagte mir da 100-prozentige Loyalität zu."
Daher vermutet der Fraktionschef hinter dem Austritt andere Gründe. Haupt sei hinter dem Amt des Fraktionsvorsitzenden hergewesen - "wie der Teufel hinter der Seele", so Joseph. Nicht erklären kann sich der FDP-Chef den Fall Burchartz: "Ich bin darüber sehr traurig. Ich hatte in ihm einen langjährigen Weggefährten und Freund gefunden."
Dass Haupt und Burchartz ihre Mandate behalten wollen, verärgert die übriggebliebenen Freidemokraten. Die Aussteiger wollen indes ihrer politischen Linie treu bleiben. Burchartz erklärt: "Ich bin ein Liberaler, und ich bleibe ein Liberaler." Diese Entscheidung schmeckt Joseph überhaupt nicht: "Das ist schlechter Stil. Wenn die beiden Format hätten, würden sie ihr Mandat zurückgeben."