Hilden: Erziehung als Gruppenarbeit
Integrationskonferenz: Die Beteiligten betonen die Notwendigkeit, Bildung und Erziehung auf mehrere Einrichtungen zu verteilen.
<strong>Hilden. "Um ein Kind zu erziehen, braucht es ein ganzes Dorf!" Dieses afrikanische Sprichwort zitierte Nicole Ungermann, Koordinatorin für Sprachprojekte, zum Auftakt der zweiten Integrationskonferenz am Samstag. Damit erweiterte sie das Motto der Konferenz "Was können Eltern für die Bildung ihrer Kinder tun?" um einen wichtigen Aspekt: Es sind nicht nur die Eltern, oder nur die Schule, oder nur das Umfeld, die über den Bildungsgrad von Kindern entscheiden - es ist vielmehr das Zusammenspiel vieler Faktoren.
Jugendliche, Eltern und Lehrer beteiligten sich an der Konferenz
Aus diesem Grund war das Kultur- und Weiterbildungszentrum Altes Helmholtz zum zweiten Mal als Ort einer Art Gipfeltreffen für das Thema Integration ausgewählt worden. Deutsche Eltern, Eltern mit Migrationshintergrund, Jugendliche beider Seiten, Lehrer, Erzieher und Politiker hatten sich eingefunden, um gemeinsam Projekte auf den Weg zu bringen.
In Arbeitsgruppen, aufgeteilt nach den Bezirken Nord (1+2), Süd, Ost und Mitte-West, setzten sich die Teilnehmer der Konferenz zusammen, um über Projekte in unmittelbarer Nachbarschaft nachzudenken. So regte die Arbeitsgruppe Mitte-West an, dass der Schulhof der Walther-Wiederhold-Grundschule auch nachmittags für Kinder und Familien zum Spielen geöffnet sein sollte, dann gäbe es einen Treffpunkt direkt vor der Haustür und Familien aus der Nachbarschaft könnten sich besser kennenlernen.
Auch die anderen Ergebnisse konnten sich nach über fünf Stunden sehen lassen. So schlug die Arbeitsgruppe Nord 1 vor, schulübergreifende Bildungspartnerschaften einzurichten. "Eltern helfen Eltern", lautet dabei das Stichwort. Gemeint ist, dass es zwischen Eltern und Schülern verschiedener Schulen regelmäßige Treffen geben sollte, um einander kennenzulernen, eventuell Nachhilfe zu geben oder auch mal zusammen einen Ausflug zu machen.
Wichtig bei allen Vorschlägen war es, dass sie umsetzbar sind, dass sich Freiwillige und Ehrenamtliche finden und die Kosten nicht die Möglichkeiten übersteigen. Ein Vorschlag, der grünes Licht in allen Belangen bekommen könnte, ist die Idee der Arbeitsgruppe Süd.
Sie schlug vor, dass Jugendliche, die zweisprachig aufgewachsen sind (beispielsweise deutsch/türkisch oder deutsch/arabisch) anderen Gleichaltrigen als Helfer und Übersetzter beiseite stehen sollen, wenn diese der deutschen Sprache nicht in ausreichendem Maße mächtig sind. "Wir könnten uns auch vorstellen, diese Aufgaben selbst zu übernehmen", kündigten zwei Teilnehmer der Arbeitsgruppe an.
Weitere Ideen der Konferenz waren die Ernennung ehrenamtlicher Kontaktpersonen und die Einsetzung von Bildungsvermittlern bzw. "Bildungscoaches" aus der Schülerschaft, die ihren Mitschülern aufzeigen, welche Weiterbildungs- und Berufsmöglichkeiten es gibt.
Die Idee einer internationalen Märchenstunde kam gleich zweimal auf, und Gabriele Belloff, Leiterin der Stadtbücherei, kündigte an, dieses Thema anlässlich der Aktion "Deutschland liest" im Oktober entsprechend umsetzen zu wollen: "Hilden liest - in vielen Sprachen."