Hilden: Familien freundlich gestimmt
Im Juni sollen die Empfehlungen aus dem Hildener Familienbericht beraten werden.
Hilden. "Das Gerüst steht. Jetzt geht es um den Feinschliff", sagt Jugendamtsleiterin Noosha Aubel. "Und natürlich darum, das Ausgewertete in Papierform zu gießen." Am 21. Juni soll der Bericht zur Lage der Familie in Hilden vorliegen.
Damit haben die Ratsfraktionen noch ausreichend Zeit, das viele Seiten umfassende Werk bis zur nächsten Fachausschusssitzung am 30. Juni durchzuarbeiten. Im Mittelpunkt stehen die Handlungsempfehlungen. "Schließlich stellt sich die Frage: Wie geht man mit den Ergebnissen um?", sagt Aubel: "Wir wollen dem theoretischen Teil jetzt Taten folgen lassen."
Zur Erinnerung: Im Mai vergangenen Jahres hatte die Stadt 2.500 Fragebögen an zufällig ausgewählte Familien mit mindestens einem Kind unter 18 Jahren verschickt. 1.106 ausgefüllte Bögen kamen zurück ins Rathaus - das ist eine Quote von 44 Prozent.
Von denen sind 73 Prozent der Ansicht, dass Hilden tatsächlich eine "familienfreundliche Stadt" ist, wie Sozialdezernent Reinhard Gatzke gerne sagt. Unterm Strich hat Hilden damit zwar ordentlich abgeschnitten, aber hier und da liegt aus Sicht der Befragten doch einiges im Argen.
"Die besten Familienexperten sind die Familien selbst", sagt Aubel und gibt damit ein erstes Stichwort für eine Handlungsempfehlung. "Wir haben ein Kinder- und ein Jugendparlament", sagt die Jugendamtsleiterin. "Aber wir haben keine Vertretung, die sich speziell für die Belange von Familien einsetzt." Der Verwaltung und der Bochumer Gesellschaft "Faktor Familie", die den Fragebogen konzipiert und ausgewertet hat, schweben daher "Familienstammtische" vor.
"Ob sie nun im Rathaus stattfinden oder in einer Gaststätte, sei mal dahingestellt", sagt die Jugendamtsleiterin. Ausschlaggebend sei vielmehr, dass die Familien, ein Sprachrohr auf der politischen Ebene haben. "Die Anregungen und Beschlüsse aus dem Jugendparlament landen schließlich auch im Rathaus."
Was die Besetzung dieser "Stammtische" angeht, "hoffen wir natürlich auf Familien, die bereit sind, sich einzubringen", so Aubel. "Vielleicht präsentieren wir den Bericht ja bei einem Familienfest und wecken so das Interesse." Vorstellbar sei zudem das Einbeziehen des schon existierenden Bildungsbeirats. "Schließlich sind in diesem Gremium bereits engagierte Eltern vertreten."
Ein zweiter Punkt, den die Jugendamtschefin als "dringlich" verriet, ist der kontinuierliche Ausbau der Kindertagesbetreuung. "Seltsamerweise gibt es in Hilden überdurchschnittlich viele Familien, in denen beide Elternteile arbeiten gehen. Warum das so ist, weiß niemand", so Aubel.
"Fakt ist, dass wir bei der Betreuung der Unterdreijährigen derzeit 34 Prozent erreicht haben. Damit liegen wir also nur einen Prozentpunkt hinter der Vorgabe des Gesetzgebers." Das sei zwar lobenswert, aber trotzdem problematisch. Aubel: "Weil bei uns so viele Elternpaare arbeiten, kommen wir selbst mit den 35 Prozent nicht hin. Wir brauchen schlichtweg mehr Plätze."
Insgesamt zehn bis zwölf solcher Handlungsempfehlungen sind Teil des Familienberichts - wobei natürlich nicht aufgelistet ist, was die verschiedenen Maßnahmen kosten. "Das ist dann aber die Entscheidung der Politik", so Aubel.