Hilden: Schnapskauf zur Probe
Prävention: Bei der Aktion „Hier gibt’s für Kids nichts zu holen!“ der Stadt führen Jugendliche Alkohol- und Tabaktestkäufe durch.
Hilden. Szenen wie am vergangenen Rosenmontag, an dem Jugendliche schon betrunken zum Zug kamen und später von Polizei und Sanitätern entsprechend versorgt werden mussten, sollen in Zukunft seltener werden. In einer breit angelegten Aktion der Stadt Hilden, die im Rahmen der Projektreihe "Sucht" stattfindet, werden deshalb Jugendliche in allen Hildener Geschäften Testkäufe tätigen.
Wird an die zu jungen Kunden Alkohol oder Tabak verkauft, die gesetzlich gar nicht ausgehändigt werden dürfen, droht den Verkäufern eine empfindliche Strafe von mindestens 1000 Euro. "Wir machen das nicht, um möglichst viele Ladenbesitzer dranzukriegen. Wenn wir keinen einzigen erwischen, war unsere Aufklärungskampagne ein voller Erfolg", hofft Andreas Siebert vom Ordnungsamt auf wenige Beanstandungen.
Deshalb wird vorher jeder einzelne Ladenbesitzer im persönlichen Gespräch über die Aktion unterrichtet und bekommt unter anderem Infomaterial darüber, an wen man welche Waren verkaufen darf. "Natürlich bleiben unsere Testkäufer anonym und die Termine der Aktion unbekannt", sagt Noosha Aubel vom Jugendamt. Die Jugendlichen, die freiwillig und mit großem Interesse dabei sind, nehmen zunächst mit ihren Eltern an einer Schulung teil und werden die ganze Zeit über betreut.
Bei einem erfolgreichen Einkauf werden die Waren selbstverständlich umgehend an die anwesenden Amtspersonen übergeben. Projektleiterin Kerstin Holzapfel von der Sozialpädagogischen Einrichtung (SPE) Mühle setzt auf einen schnellen Lerneffekt. "Sowohl bei der Beachtung als auch beim Verstoß gegen das Gesetz bekommen die Verkäufer sofort eine Rückmeldung von Mitarbeitern des Ordnungsamts", sagt die Sozialpädagogin.
Testkaufaktionen sind gesetzlich erlaubt und wurden bereits erfolgreich in Baden-Württemberg und von der Stadt Solingen, dort mit schier unglaublichen 50 Prozent Fehlverhalten seitens der Verkäufer, durchgeführt. Ein weiteres Problem, das bleibt, ist der Einkauf von Erwachsenen, die die Getränke oder Zigaretten an Minderjährige weitergeben. "Auch das ist strafbar und wird mit einem Bußgeld geahndet", stellt Siebert klar.
Was halten die im Fokus stehenden Hildener Ladenbesitzer davon? Supermarktleiter Christian Kellner bleibt gelassen. "Ich sehe darin kein Problem für uns, sondern finde die Aktion sehr gut. In unserem Geschäft werden die Mitarbeiter speziell zu diesem Thema geschult." Bei jeder fraglichen Ware hält das Kassenband an, bis die Person kontrolliert wurde. Auch Kioskverkäuferin Medine Censiz fragt jedes Mal nach dem Ausweis, wenn jüngere Leute bei ihr einkaufen. "Es passiert so viel wenn junge Leute Alkohol trinken, wir sind uns der Verantwortung bewusst."