Langenfeld: Trotz des Bündnisses droht der Martinusschule weiter das Aus
Rettung: 2011 braucht die Grundschule wieder 18Erstklässler. Der Verbund kann die Lehrerzahl mindern.
Langenfeld. Der mögliche Schulverbund zwischen der katholischen Martinusschule und der Brüder-Grimm-Schule ist zurzeit das Thema in Richrath. Was jedoch einigen nicht bewusst ist: Der Vorteil dieses Bündnisses ist, so drückt es Schulamtsleiterin Ute Piegeler aus, "vor allem psychologischer Natur".
Die Martinusschule kann durch diese Maßnahme nicht gerettet werden, sollte zum Schuljahr 2011/2012 die Mindestzahl von 18 Schülern für eine erste Klasse wieder nicht erreicht werden. Das ist bereits im kommenden Schuljahr der Fall, die Bezirksregierung erteilte eine einmalige Sondergenehmigung. Beim nächsten Unterschreiten droht die Schließung - auch wenn sich die Martinusschule dann im Verbund mit einer anderen Grundschule befindet.
Warum dann der Schulverbund? "Dadurch bekommt die Martinusschule mehr Profil", sagt Piegeler. Das benötigt die katholische Traditionsschule dringend. Obwohl es im Ortsteil Richrath laut Piegeler "genügend Kinder für drei gut gefüllte Eingangsklassen" gibt, fiel die Verteilung äußerst ungleich aus.
Die Brüder-Grimm-Schule erhielt für das Schuljahr 2010/2011 59 Anmeldungen, während die Kinder an der Martinusschule an der 18-Schüler-Marke scheiterten. Den Grund dafür sieht die Schulamtsleiterin vor allem im vakanten Posten der Schulleitung. Seit zweieinhalb Jahren ist die Stelle am Zehntenweg nicht besetzt.
Der Schulverbund würde dieses Problem lösen. Maria Widera, Leiterin der Grimm-Schule, wäre dann für beide Schulen verantwortlich. Ulrich Moenen, Fachbereichsleiter Jugend, Schule, Sport, nennt einen weiteren Vorteil: "Der Verbund würde dann auch eine Konrektorstelle erhalten." Also mehr Struktur für die Martinusschule, mehr Anreiz für Eltern, ihr Kind hier anzumelden.
Dass ein Verbund jedoch auch Auswirkungen auf die Lehrerstellen haben kann, die den Schulen zugewiesen werden, war bislang kein Thema. Doch die Bezirksregierung bestätigte gestern auf Anfrage der WZ: Gehen zwei Grundschulen einen Verbund ein, kann das eine Abweichung von einer halben Lehrerstelle zur Folge haben.
Der Grund: Die Lehrerstellen werden pro Schüler zugewiesen. In der Regel soll auf 24 Mädchen und Jungen ein Lehrer kommen. Kommt bei der Berechnung ein ungerades Ergebnis heraus, wird auf- oder abgerundet. Das Runden sorgt dafür, dass bei einem Verbund - also beim Zusammenzählen der Schüler - ein anderer Wert am Ende steht, als bei der Einzelrechnung.
Ein fiktives Beispiel: Zwei Schulen, jeweils 44 Schüler, ergibt 1,8 Lehrerstellen pro Schule. Das wird auf jeweils zwei Stellen aufgerundet. Ein Schulverbund mit 88 Schülern ergibt 3,6 Stellen, abgerundet 3,5. Nach diesem Prinzip könnten Lehrerstellen wegfallen oder dazu kommen. Das konkrete Ergebnis dieses Rechenspiels könnte ein entscheidendes Argument für oder gegen den Zusammenschluss darstellen.
Denn: Bereits jetzt halten sich die Vorteile für die Grimm-Schule im überschaubaren Rahmen. Trotzdem will sich Schulleiterin Maria Widera nicht vor der Möglichkeit verschließen. Sie sagt: "Man muss auch an die Gesamtsituation in Richrath denken."
Stimmen die Schulkonferenzen beider Schulen für den Verbund, wird sich aller Wahrscheinlichkeit nach auch die Politik in der nächsten Schulausschusssitzung anschließen.