Hilden. Ein Spoiler macht die Ecken am Fahrzeug rund, sorgt für weniger Luftwiderstand und macht den Wagen schneller. Einfach? Einfach. Dass die einfachen Ideen manchmal auch die genialen sind, das erlebte jüngst Udo Böckmann. Aus einer Idee, "die ich schon lange im Kopf hatte", konstruierte er in monatelanger Schnitzarbeit am Schaumstoffmodell den deutschlandweit vermutlich einzigen "Top-Spoiler" für Laster. Am Aufbau eines Sattelzuges befestigt, kann die patentierte Erfindung den Kraftstoffverbrauch um bis zu zehn Prozent senken. Das freut die Umwelt - und den Spediteur.

Der Wind trifft auf den Lkw-Hänger wie auf eine Schrankwand

Das Prinzip: Der aus glasfaserverstärktem Kunststoff gegossene Top-Spoiler wird hinter dem Dachspoiler der Lkw-Zugmaschine am Anhänger montiert. Normalerweise ragt der Auflieger immer "wie eine Schrankwand" (Böckmann) über das Dach der Zugmaschine. Gut zwei Quadratmeter, auf die der Wind frontal auftrifft. "Versuchen Sie mal, aus einem Schiebedach heraus zwei Quadratmeter bei 85 Stundenkilometern in den Wind zu halten", rät Böckmann im Scherz, "dann wissen Sie, welche Kräfte da wirken." Der Top-Spoiler aber rundet die Ecken und Kanten dieser Fläche ab - der Wind gleitet sanfter über den Auflieger hinweg. Ein Praxistest auf der Autobahn zeigte, dass Brummis mit dem Spoiler bei gleicher Geschwindigkeit, Entfernung und Fahrstrecke auf 100 Kilometern zwischen gut einem und anderthalb Liter Diesel einsparen - und damit auch Abgase und Kohlendioxid. Rechnet man mit einem Spritpreis von einem Euro pro Liter, so Böckmann, bedeutete der Spoiler gesparte Kraftstoffkosten von 1000 Euro pro Fahrzeug. Viel Geld für die in mit knappen Margen rechnenden Spediteure.

Vom Schaumstoffmodell direkt in den Hersteller-Computer

Vor zwei Monaten hat sich Tang das Design des Top-Spoilers patentieren lassen. "Dass ich das Patent bekäme, hätte ich nicht gedacht", sagt Böckmann. Doch bei der Aerodynamik von Nutzfahrzeugen waren Neuentwicklungen zuletzt rar. "In den Siebzigern wurde da viel geforscht. Aber davon ist nur der Dachspoiler übrig geblieben. Die Anhänger-Bauer sind da weniger aktiv gewesen." Als Zielgruppe seiner Erfindung hatte Böckmann ursprünglich vor allem die Speditionen aus dem Tang-Kundenstamm im Blick, mit gut 15 verkauften Spoilern im ersten Jahr gerechnet. Doch schon jetzt sind mehr als 40 ausgeliefert. "Und die Anfragen werden immer mehr. Sogar Zulieferer von Lkw-Teilen haben schon angefragt", freut sich Böckmann.Gefertigt werden die Spoiler von einer Partnerfirma, die sie nach dem Vorbild der ersten Schaumstoff-Form in Kunststoff gießt. Den selbst gefertigten Prototyp hat Böckmann schon gar nicht mehr: Nachdem die Hersteller-Firma ihn 3D eingescannt hatte, kam er, ganz unsentimental, auf den Müll.

FAHRZEUGBAU KARL TANG GmbH

Betrieb Die Firma Karl Tang besteht seit 1898 in Hilden. Sie fertigt Nutzfahrzeuge aller Art, vor allem Lkw-Anhänger vom 7,5- bis zum 40-Tonner. Die Geschäfte führen seit 1993 die Zwillingsbrüder Rainer (links im Bild) und Udo Böckmann. Sie beschäftigen 55 Mitarbeiter, suchen aber dringend neue Fachkräfte.