Sportfreunde: Hoffen und Bangen in Baumberg

Das finanzielle Ausmaß der Veruntreuung ist immer noch nicht klar. Doch die drohende Insolvenz kann wohl vermieden werden.

Baumberg. Als er um kurz nach 23 Uhr die Versammlung schloss, lag ein hartes Stück Arbeit hinter Wulf-Hinnerk Vauk, dem kommissarischen Vorsitzenden der Sportfreunde Baumberg. Ab 19.30 Uhr hatten er und seine Vorstandkollegen die nicht beneidenswerte Aufgabe, den erschienenen über 100 Mitgliedern in der Jahreshauptversammlung die Perspektiven der Sportfreunde nach dem Fall Ralph W. vorzustellen und zu erläutern.

Denn soviel wurde schnell klar: Auch fast drei Monate nach Bekanntwerden der Affäre W. erhalten die ermittelten Zahlen zwar eine immer größer werdende Genauigkeit, auf den Punkt lässt sich die Summe aber immer noch nicht beziffern.

Seit dem Jahre 2000 nicht eingereichte Steuererklärungen, Vereinbarungen mit der Stadt, das Vereinsheim betreffend, aufgrund der aktuellen Situation eingefrorene Konten - all das sind Dinge, die eine genaue Summenermittlung noch unmöglich machen. Diese Unklarheiten waren auch Grund dafür, warum man sich im Vorstand darüber einig war, der Versammlung überwiegend keine konkreten Zahlen zu nennen, um die eingeleiteten Sanierungsschritte ohne Druck von außen zuende zu bringen.

In allen abgegebenen Berichten, ob vom kommissarischen Geschäftsführer Rainer Nowak, vom sportlichen Leiter Jürgen Schick, vom Jugendleiter Gerd Bircher oder vom beauftragten Steuerberater Manfred Tydecks, ging es deshalb grob um die Zukunftsperspektiven.

Die wesentlichen Aussagen zur Zukunft der Sportfreunde konnte Tydecks machen. Es hat Gespräche mit der Stadt gegeben, es wurde juristischer Rat hinzugezogen und es sind Gespräche mit einem Insolvenzberater geführt worden. Es wird den Sportfreunden bescheinigt, dass bei strikter Umsetzung des vorgelegten Sanierungskonzeptes und erfolgreichen Gesprächen mit den Gläubigern die Insolvenz "mit großer Wahrscheinlichkeit" vermieden werden kann.

Zur Zeit findet eine Betriebsprüfung der Sportfreunde statt. Auch die Zusammenarbeit mit dem Finanzamt wird als positiv bewertet. Die Kassenprüfer konnten den Mitgliedern aber keine Entlastung des Vorstandes vorschlagen, weil die Unterlagen eben noch nicht vollständig sind.

Trotz all der Wirren verfügen die Sportfreunde über eine stabile Mitgliederzahl von fast 700. Gut die Hälfte davon fällt in den Jugendbereich. Hier sieht der Verein einheitlich auch die Zukunft. Sportlich will man mit der 1. Mannschaft auch weiter in der Verbandsliga und mit der Reserve in der Kreisliga A zu spielen. Gespräche mit den Spielern verlaufen überwiegend positiv.

Die eigentlich geplanten Neuwahlen des Vorstandes wurden mangels Kandidaten abgesetzt. Sowohl Vauk als auch Marita und Rainer Nowak erklärten ihre Bereitschaft zur weiteren aktiven Mitarbeit. Solange es jedoch keine absolute Klärung aller Vorgänge gibt, ist keiner der drei genannten zur Kandidatur bereit.

Marita Nowak als kommissarische Schatzmeisterin stellte dann auch das Budget 2007 vor, dass von einem absoluten Sparkurs geprägt ist. So stehen auf der Einnahmen- und Ausgabenseite je 137 500 Euro, wobei der Spielbetrieb aller Mannschaften und die Kosten zur Unterhaltung des Sportplatzes die größten Positionen sind.

Mitglieder Der 1962 gegründete Verein hat 685 Mitglieder

Sportarten Die Sportfreunde bieten neben 17 Jugend- und acht Senioren-Fußballmannschaften auch Karate sowie Mutter- und Kindturnen an.

Kontakt Ansprechpartner ist stellvertretender Vorsitzender Reiner Bildstein, Telefon 106 526. Weitere Information im Internet: