Hilden: Joachim Klinger - Ein Lyriker der alten Schule

Neues Buch: Der Hildener Autor und Zeichner Joachim Klinger hat einen neuen Gedichtband herausgebracht. Prädikat: lesenswert.

Hilden. WZ-Lesern ist Joachim Klinger ebenso wenig ein Unbekannter wie Freunden feiner Dicht- und Zeichenkunst in der Region. Der Künstler (und promovierte Jurist) hat jetzt frisch aus der Druckerpresse seinen neusten Streich vorgelegt: "Palmströms Taschentuch und Korfs Galoschen", erschienen im feinen Düsseldorfer Grupello Verlag. Ein Gedichtband, mit denen er wie schon in früheren Werken dem Genie Christian Morgensterns und Joachim Ringelnatz´ huldigt.

Schon der Titel verrät erneute Reverenzen an die beiden Großen der grotesken deutschen Lyrik, doch darüber hinaus viel, viel mehr. Aber bleiben wir zunächst bei Palmström und Korf. Kaum hat je ein Dichter das Werk Morgensterns mit so viel Witz und leiser Ironie fortgesetzt wie Klinger. Er hat sogar den Mut, dessen Figuren zu Grabe zu tragen - und das heißt schon was!

Palmström wird auf Seite 26 als Leiche aus dem Haus getragen. Zu seinem Nachlaß gehört das berühmte Taschentuch (sie wissen schon: "Auf dem Tuch ist eine Eiche / dargestellt, sowie ein Mensch mit einem Buch."), das ein jeder vor Augen hat und das natürlich in ein Museum gehört - wo es auch hinkommt.

Der Idee und dem Charakter des gedankenreichen Erfinders Korf hingegen angemessen, machen sich nach dessen Tod seine Galoschen selbständig, nehmen ein geduldetes Eigenleben auf. Das passt.

Doch auch Ringelnatz schlafwandelt durch den hübschen Band, Kurt Schwitters’ Anna Blume tritt auf, Poes Rabe "Nevermore" kündet von Freund Hein und etliche Kollegen der dichtenden Zunft werden heiter ad absurdum geführt. Klingers Rubrik "Wenn ich die ersten Zeilen klau´ und auf die Phantasie vertrau´" treibt Schabernack unter anderem mit Benn, Storm und Hesse, Huchel, Rühmkorf, Trakl, Morgenstern und Rilke. Wer wie Joachim Klinger belesen ist und über seine lyrisch-satirischen Fähigkeiten verfügt, darf das.

So wird "die Stunde" (nach Hermann Hesse) zu einer ironischen Abrechnung mit der Jugendzeit - in der schnapsbeflügelten Zertrümmerung einer antiken Einrichtung: "Es mußte sein. / Ich nahm das Beil. Am Vertiko blieb nichts mehr heil. / Ich haßte es seit langer Zeit / wie meine Tante Adelheid."

Der Autor Joachim Klinger, geb. 1932 in Dortmund, seit 48 Jahren verheiratet. Vater, Großvater, Jurist (Promotion 1960), bis 1964 Arbeit am Schulkollegium Münster, 1964-1994 im Kultusministerium NRW. Zahlreiche Veröffentlichungen und Ausstellungen als Lyriker, Karikaturist und Zeichner.

Werkschau Ab dem 24. August werden Bilder und Zeichnungen Klingers wieder im Wilhelm-Fabry-Museum zu sehen sein.

Das Buch Palmströms Taschentuch und Korfs Galoschen. 2007, Grupello Verlag, 135 Seiten, mit 28 Zeichnungen des Verfassers. 12,90 , ISBN 3-89978-071-0.

Internet: www.grupello.de