Hilden: Kniegelenk-Implantat - Ein Schnitt am Operationstisch

In diesen Tagen wird der Chefarzt der Unfallchirurgie, Dr. Hans Bayer-Helms, das 1000. Kniegelenk implantieren.

Hilden. Eine Patientin ist Dr. Hans Bayer-Helms (49) besonders in Erinnerung geblieben: Bevor sie sich auf den Operationstisch im Hildener St. Josefs Krankenhaus legte, um sich ihre zweite Knieprothese einsetzen zu lassen, teilte sie dem verduzten Chefarzt der Unfallchirurgie mit, dass sie ihrem ersten künstlichen Gelenk den Namen "Mary" gegeben habe - und das zweite solle nun "Gordy" heißen.

Eine solch innige Beziehung zu einem künstlichen Körperteil hatte der Chefarzt bis dato nicht erlebt. Und auch seither nicht mehr. Für die meisten Patienten ist die Operation am Knie spätestens dann vergessen, wenn sie wieder beschwerdefrei laufen können.

"Für manche Patienten bleibt das Gelenk immer ein Fremdkörper", sagt Bayer-Helms. Das sei dann aber eine "Kopfsache". Denn seine Erfahrung zeigt, dass die meisten Patienten spätestens nach sechs Monaten nichts mehr vom Eingriff merken.

Und wenn der Mediziner von Erfahrung spricht, kann er das auch mit Zahlen untermauern: In diesen Tagen steht für ihn die 1000. Implantation eines künstlichen Kniegelenks ins Haus. "Davon wird der Patient aber nichts erfahren", sagt Dr. Bayer-Helms. Jeder, der in den nächsten Tagen zu ihm kommt, könnte der Jubilar sein.

Nicht nur der Jubiläums-Patient sollte es tunlichst vermeiden, von einer "Knieprothese" oder gar einem "künstlichen Knie" zu sprechen, denn "dieser Begriff ist falsch". Der Mediziner sagt dazu "Gelenkflächenersatz". Denn Abnutzungen an Meniskus und Gelenkknorpel haben einen schmerzhaften Gelenkverschleiß zur Folge.

Das ist die berüchtigte Arthrose, unter der meist ältere und übergewichtige Menschen leiden. Aber auch Fußballer und Handballer kennen das Problem. "Die kommen dann aber erst nach ihrer aktiven Laufbahn zu mir", sagt Dr. Bayer-Helms.

Ein gerader Schnitt übers Knie, die Kniescheibe nach außen geklappt, und dann dauert es etwa eine Stunde, bis der Patient wieder aus der Vollnarkose erwacht. So lange braucht der Arzt, bis das Ersatzteil aus Metall und Kunststoff am vorbestimmten Platz sitzt.

Den Begriff "Ersatzteil" mag Dr. Bayer-Helms eigentlich nicht, obwohl er selbst gerne einen Vergleich mit der Automobilindustrie heranzieht, um zu erklären, warum bei Arthrose ein chirurgischer Eingriff kaum vermeidbar ist: "Wenn bei einem Autorreifen die Lauffläche abgefahren ist, wächst sie auch nicht mehr nach."

Das ist das Dumme mit dem Gelenkknorpel. Er besitzt nicht die Fähigkeit zur Selbstheilung - oder Reparatur. "Selbst wenn ich das Knie schone, erholt es sich nicht", so Dr. Bayer-Helms. Ganz im Gegenteil: Der schleichend fortschreitende Arthroseprozess wird durch den Versuch, das Gelenk zu schonen, noch verschlimmert - weil Knorpel regelmäßige Bewegung für seine Ernährung benötigt.