Hilden: „Lebensqualität geht verloren“
Bauprojekt: Die Anwohner des Kirschenwegs fühlen sich vom Bauverein übergangen.
Hilden. Warum stehen Wohnungen leer, obwohl es beim gemeinnützigen Bauverein angeblich eine lange Warteliste gibt? Müssen die Mieter der Genossenschaft durch deren Baupläne mit Mietsteigerungen rechnen? Wurde ermittelt, ob es einen zusätzlichen Bedarf an Wohnraum gibt? Wenn ja, worauf stützen sich diese Zahlen? Das sind nur einige der Fragen, auf die die Mieter der Wohnsiedlung des Bauvereins zwischen Ohligser Weg, An den Linden und Kirschenweg eine Antwort erwarten. Aufgeworfen wurden die Fragen durch das Vorhaben des Vorstandes, in dem Gebiet langfristig 160 neue Wohnungen zu errichten.
Die Pläne wurde den Mitgliedern in einer Versammlung vorgestellt (die WZ berichtete exklusiv), "ohne dass wir vorher daran beteiligt wurden", sagt Peter Gerarts. Er ist einer der Sprecher der Initiative gegen die Bebauung, die wenige Tage nach der Versammlung von Anwohnern gegründet wurde. Die Initiative vertritt die Interessen von rund 70 Anwohnern und Nachbarn, die sich in die Unterschriftenlisten eingetragen haben.
Warum sind die Genossenschaftsmitglieder nicht in die Planung des Bauvorhabens einbezogen worden? Auch auf diese Frage hätte die Initiative gerne eine Antwort. Eine Reaktion seitens des Vorstandes gab es bisher nicht. Die Genossenschaftsmitglieder fühlen sich deshalb nicht nur bei den Planungen übergangen, wie Eva Gutschebauch sagt, sondern auch unter Druck gesetzt. Denn "der Bauverein spiegelt falsche Fakten wider".
So teilt die Initiative beispielsweise nicht die Aussagen des Vorstandes bezüglich der schlechten Bausubstanz ihrer Wohnungen. "Von maroder Bausubstanz zu sprechen ist eine Farce", sagt Gerarts. Und Gutschebauch wirft dem Vorstand vor, Leerstände zu provozieren, weil Wohnungen nicht mehr vermietet würden. Vor allem fürchtet die Initiative aber, dass "die Lebensqualität im Viertel verloren geht". Lebensqualität bedeutet für sie vor allem freie Grünflächen für Kinder, Erwachsene und Tiere: "Luft zum Atmen und Spielen", so Gerarts.
Wohnraum für junge Familien, den der Bauverein nach eigener Aussage durch die Baumaßnahme schaffen möchte, "heißt nicht, alles zuzubetonieren", so Gutschebauch. Und Gerarts ergänzt: "Die geplante Bebauung hat in der Endphase einen Ghetto-Charakter." Den möchte die Initiative verhindern, denn der vom Vorstand vorgelegte Plan "ist ein Konzept der 50er-Jahre", so Gerarts.
Modernes Wohnen sehe anders aus. Wie sich die Anwohner dies vorstellen, hätte der Vorstand erfahren können, "wenn man mit uns gesprochen hätte", so Gerarts. "Wir sind zu Kompromissen bereit", fügt Olaf Casper hinzu: "Aber vorher müssen wir vom Vorstand erst einmal gefragt werden."