Hilden: Vorbereitung auf den Einsatz
Soldaten der Waldkaserne brechen nach Kundus auf.
Hilden. Jens Strathoff ist 29 Jahre alt, seit sieben Monaten verheiratet. Am 4. März muss sich der Oberleutnant von seiner Ehefrau erst einmal trennen. Mit etwa 30 Soldaten des Feldjägerbataillons 252, davon zehn aus der Waldkaserne, bricht er nach Kundus auf. Für Oberleutnant Strathoff ist der Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr kein Diskussionsthema, sondern Realität.
Um ein Gespür für den Alltag der deutschen Soldaten zu bekommen, besuchte die CDU-Bundestagsabgeordnete Michaela Noll am Montag die Stabskompanie des Feldjägerbataillons 252 in der Hildener Kaserne. Als neues stellvertretendes Mitglied des Verteidigungsausschusses wollte sie sich vor Ort und aus erster Hand über die Probleme der Soldaten informieren.
Für Jens Strathoff ist der Einsatz in Afghanistan der erste im Ausland. Aus seinem Bataillon, das auch in Bonn, Münster und Augustdorf stationiert ist, sind ständig Soldaten in Afghanistan. Oberfeldwebel Kristin Wisotzky war zum Beispiel von November 2008 bis März 2009 in Masar-i-Sharif. "Ich war in der Polizeiausbildung und für die Kfz-Kontrolle zuständig", sagte die 26-Jährige. "Ich habe den Afghanen gezeigt, wie man verdächtige Fahrzeuge kontrolliert."
Hauptmann Florian Däubner schilderte die Probleme in der Polizeiausbildung in Afghanistan. Der 33-Jährige ist Kompaniechef in Bonn. "Es fehlt an durchsetzungsfähigen Strukturen", sagte er. Lokale Gouverneure würden ihre eigenen Interessen verfolgen und die Polizisten Material verkaufen, um Geld für ihre Familien zu haben: "Solange die darauf angewiesen sind, korrupt zu sein, haben wir keine Chance." Deswegen sei nicht nur die Ausbildung der Polizisten wichtig. "Auch die Personen an den Schlüsselpositionen müssen funktionieren."
Jens Strathoff, der zunächst für vier Monate an den Hindukusch fliegt, wird in Kundus die ausgebildeten afghanischen Kräfte auf Einsätzen begleiten. Eine gefährliche Aufgabe, da der Zugführer und seine zehn Männer sich auch außerhalb des Stützpunktes bewegen müssen: "Angst habe ich keine, aber ich habe Bedenken, da ich die Situation noch nicht abschätzen kann."
Anders als Oberfeldwebel Kristin Wisotzky, die sich für den Einsatz freiwillig gemeldet hat, war Afghanistan für den in Münster stationierten Strathoff nicht die erste Wahl. "Natürlich wusste ich vor zehn Jahren, als ich meinen Vertrag unterschrieb, dass es Auslandseinsätze gibt. Aber ich hätte mir gewünscht, zunächst Erfahrungen im Ausland sammeln zu können, etwa im Kosovo", sagt der 29-Jährige. Nun muss er direkt in das brisanteste Einsatzgebiet der Bundeswehr. Bevor es aber losgeht, wird noch einmal mit Freunden und Verwandten Abschied gefeiert.