Historische Stadttour: Verzällcher jetzt auch über das tote Pferd
Seit zehn Jahren führt Manfred Stuckmann auf seinen historischen Touren durch Langenfeld. Der jahrhunderte alte Knochenfund vom Januar ist nun ein Teil davon.
Langenfeld. Schnell geht es bei der Verzällcher-Tour mit Manfred Stuckmann nicht von A nach B — soll es aber auch nicht. Mehr als eine halbe Stunde dauert der Gang vom Alten Bahnhof zur B 8. Zu nahezu jedem Gebäude gibt es etwas zu erzählen, ein kleines Anekdötchen.
Es geht vorbei an der alten Poststation, erzählt wird über den Metzger, der fleischlose Frikadellen unter das Volk brachte oder den stadtbekannte Kneipenwirt.
„Der alte Stadtkern steckt voller Geschichten“, sagt Stuckmann. Seit 2004 führt der Ehrenbürger „etwas anders“ durch die Stadt.
Heute sind es Männer und deren Frauen, die sich berufsbedingt schon gut auskennen: Eine Gruppe pensionierter Polizisten hat die Verzällcher-Tour gebucht. Die Tour geht bis zum Freiherr-von-Stein-Haus, beträgt gut einen Kilometer und dauert etwa eineinhalb Stunden.
Bei genauerem Betrachten der Häuser fällt die Schönheit der alten Fassaden erst so richtig auf. An einigen Stellen mussten die Verzierungen allerdings einfachem Klinker weichen.
Dann ist da noch der Fund eines jahrhunderte alten Pferdeskeletts. Das war vor einigen Monaten bei Bauarbeiten bei Haus Wagner entdeckt worden. Archäologen legten es frei. Stuckmann sagte damals zur WZ, dass er das natürlich in seine Verzällcher aufnehmen würde — und hielt Wort.
„Das war sicher ein altes Postkutschen-Pferd“, sagt er nun. „Und es muss krank gewesen sein, sonst wäre es sicher als Sauerbraten gegessen worden.“
Und auch um eine Erklärung, wie es zum Sauerbraten kam, ist er nicht verlegen: „Die Leute waren arm und haben dann irgendwann angefangen, ihre alten Pferde zu schlachten.“ Da das Fleisch der Tiere jedoch zäh war, wurde es in Essig eingelegt. Rosinen und Rübenkraut gegen die Säure dazu — und schon ist der Rheinische Sauerbraten fertig.