„Ich bin frei für die Kirche“
Der Langenfelder Diakon Thorsten Homann hat sich mit 44 Jahren endgültig dazu entschlossen, Priester zu werden.
Langenfeld. „Ich möchte in meinem Leben Gott einen Raum geben“, sagt Thorsten Homann. Der 44-Jährige hat einen ungewöhnlichen Entschluss gefasst. Der Diakon möchte katholischer Priester werden. Er wird keine eigene Familie gründen können. Der Zölibat verpflichtet ihn zur Ehelosigkeit. Als Diakon hätte er die Möglichkeit gehabt, eine Ehe einzugehen, eine Familie zu gründen, denn er ist kein Priester.
Doch Homann hat sich anders entschieden. Ein ungewöhnlicher Weg. „Als ich am 21. November 2002 im Kölner Dom zum Diakon geweiht wurde, war ich der einzige Mitbruder, der nicht verheiratet war“, sagt er. Als Diakon konnte er taufen, trauen, beerdigen, die frohe Botschaft verkünden. Doch es zog ihn noch enger zu den Menschen hin, er wollte ihnen beistehen in Sorgen und Nöten, aber auch in der Freude. „Ich gründe keine eigene Familie, ich bin frei für die Kirche“, sagt Thorsten Homann.
Den Wunsch, Priester zu werden, habe er in der Jugend noch nicht verspürt. Er hatte erst andere Pläne. Nach dem Abitur machte er eine Ausbildung zum Industriekaufmann bei Vodafone in Ratingen. Er war auch einige Zeit auf einer Baustelle am persischen Golf eingesetzt. Die Tätigkeit machte ihm Spaß, doch es fehlte etwas, es war nicht die Erfüllung. „Ich wollte viel mehr mit Menschen zusammenarbeiten, helfen“, sagt der Diakon.
Er studierte Theologie am Erzbischöflichen Diakonen-Institut und spürte, dass dies für ihn der richtige Weg war. Einen Weg, den er unbewusst doch seit seiner Jugend gegangen war. Geprägt wurde er seit seiner Kindheit von den Monoriten-Franziskanern in Ratingen. Dort war er an St. Suitbertus mit Leidenschaft Messdiener. „Die Ordensgemeinschaft hat mich geprägt“, sagt Homann.
Er hatte immer Freude daran, Gottesdienste zu feiern, Gott im Leben Raum zu geben. „Ich hatte als Diakon viel mehr Möglichkeiten, intensive Gespräche mit Menschen zu führen. Ich möchte das nie wieder missen“, sagt er.
2004 kam er nach Langenfeld. Dort leitete er die Sommerfreizeit der Kinder und Jugendlichen. Alle Jahre ging es für zwei Wochen ins Schullandheim nach Meinerzhagen. „Das war eine tolle Zeit. Kinder sind an Religion interessiert“, sagt Homann. Diese Ferienfreizeiten wird er vermissen, trauert ihnen schon jetzt, wo er doch noch einige Wochen in Langenfeld bleibt, nach. „Trauer kann aber auch ein positives Gefühl sein“, sagt er. Ebenso sei das Gefühl von Heimweh bei den Kindern, die in Ferienfreizeit sind, kein negatives Erlebnis. „Die Kinder merken, wo sie hingehören.“
Mit seinem Bild von Gott hat er sich beschäftigt. „Mein Gott ist ein Liebender, kein Strafender“, sagt er. Ältere Bürger hätten oft das Bild eines Gottes vor sich, der straft. „Warum lasse Gott all die Katastrophen zu“, werde er oft gefragt. „Ich trauere immer sehr, wenn sich Katastrophen wie in Japan ereignen. „Gott hat die Welt erschaffen, der Mensch greift zu oft in die Schöpfung ein“, sagt er.
Nach den Sommerferien geht Thorsten Homann ins Priesterseminar. Die Weihe wird er im Sommer 2013 empfangen.