Inspektion für die Stadtbäume
Wolfgang Marek kontrolliert regelmäßig 10 000 Bäume auf Standsicherheit.
Langenfeld. Wolfgang Marek lässt seinen Blick in die Krone der hohen Platane schweifen. Leichte Risse ziehen sich durch die Rinde. Kein gutes Zeichen. „Deshalb haben wir vor eineinhalb Jahren eine Verankerung in die Krone gehängt — ein Seil, das im Dreieck Äste miteinander verbindet“, sagt der 47-Jährige. „Das soll die Schwingungen der Äste minimieren.“ Und ein Abknicken der Äste vermeiden. Damit sei die Platane auf dem Schulhof der Johann-Gutenberg-Realschule erst einmal gesichert.
Seit 2009 geht Marek für die Gartenbauabteilung des Betriebshofs als Baumschutzbeauftragter mit seinem tragbaren PC und einem „Diagnose-Besteck“ regelmäßig auf Streife. 10 000 Bäume in Langenfeld werden von ihm auf Standsicherheit kontrolliert. Baumdoktor — Diese Bezeichnung hört Marek aber gar nicht gerne. „Vor 20 Jahren hat man die Bäume noch ganz anders behandelt. Da wusste man es einfach noch nicht besser“, sagt er.
Heute sind es drei Platanen auf dem Schulhof. Sie haben höchste Priorität. Aber auch alle anderen Bäume auf öffentlichem Grund werden in unterschiedlichen Intervallen überprüft. Solche in Wäldern, auf Friedhöfen und auf Privatgrundstücken fallen nicht in seinen Bereich. „Jede Kommune hat eine Verkehrssicherungspflicht“, sagt Marek. Und dazu gehöre auch die Kontrolle der Bäume.
Erst Anfang Januar war bei starkem Sturm eine Buche an der Katzbergstraße umgestürzt. Der Baum stand auf einem Privatgrundstück, fiel dementsprechend nicht in den Kontrollbereich. „Aber so ein Fall zeigt, wie wichtig es ist, die Bäume im Blick zu haben“, sagt Marek. Erst als der Baum gestürzt war, wurde die Ursache erkennbar: Wurzelstockfäule. Äußerlich war die Krankheit dem Baum kaum anzusehen. Ein sogenannter Brandkrustenpilz — ein Holz zersetzender Pilz — hatte den Schaden angerichtet.
Auf der Kontrolltour immer mit dabei sind Stechbeitel, Diagnosehammer und Sondierstab. Sie helfen Marek da, wo sein geschulter Blick nicht reicht. Mit dem Sondierstab testet Marek, wie weit eine Fäule bereits fortgeschritten ist. „Wenn der Widerstand groß ist, hat sie sich noch nicht weit ausgebreitet“, sagt er. Mit dem Hammer klopft er den Stamm ab — und hört, ob das Holz bereits hohl ist.
Wenn Marek seinen Kontrollgang beendet, schreibt er seine Beobachtung in seinen mobilen Computer. Dieser lädt die Daten in das Hauptsystem, in dem bereits 9500 Bäume gespeichert sind. Zwei Mitarbeiter, die vom Betriebshof ausgebildet wurden, übernehmen dann die weiteren Maßnahmen, die notwendig sind, um die Standsicherheit des Baumes zu gewährleisten: Kronenrückschnitt oder auch die Verankerungen, um die Schwingung der Äste zu reduzieren. Auch zu Baumfällungen kommt es. „Natürlich versuchen wir das zu vermeiden“, sagt Marek. Die Sicherheit gehe aber in jedem Fall vor.