„Jagd ist keine Tierquälerei“

Sabine Hallmich-Kober ist Leiterin des Hegerings und für den Erhalt der Artenvielfalt. Als Jägerin klärt sie häufig über Vorurteile auf.

Monheim. „Natürlich. Jagen bedeutet auch töten.“ Sabine Hallmich-Kober sagt, was sie denkt und nimmt kein Blatt vor den Mund. Vor allem, wenn es um ihre Berufung geht: Das Jagen und Hegen. Es sei eben genau das, eine Berufung und kein Hobby. „Man muss sich zur Jagd berufen fühlen, denn es bestimmt das ganze Leben“, sagt sie.

Die 54-Jährige ist seit vier Jahren Leiterin des Hegerings Monheim und Baumberg. Eigentlich ist sie Zahnärztin und lebt mit ihrer Familie und drei Jagdhunden in Hilden.

Sie fährt ein Auto, das auch mal dreckig werden darf, trägt grüne Jagdkleidung und läuft stets mit offenen Augen und Ohren durch die Natur. Vor 26 Jahren hat Hallmich-Kober den Jagdschein gemacht. Als Frau war sie damals ein Sonderling.

Bei Hallmich-Kober spielten die Familie und ihre Liebe zu Hunden eine Rolle. „Meine Eltern sind auch Jäger, und mit 13 habe ich meinen ersten Jagdhund bekommen. Um ihn artgerecht zu halten, wollte ich mit ihm jagen.“ Heute haben auch ihr Mann und der ältere der beiden Söhne den Jagdschein. Die Familie hat jedoch kein eigenes Revier. Wenn es zur Jagd geht, dann auf Einladung von Jagdfreunden. Und Hallmich-Kober macht deutlich, dass Anfeindungen oft auf dem Unwissen vieler Menschen beruhen, die die Jagd etwa als Tierquälerei sehen: „Die Jagd ist keine Tierquälerei, sondern ein gesetzlicher Auftrag. Die Natur sich selbst zu überlassen, das geht nicht.“

Aufgabe und Ziel der Jäger sei nicht das Töten, sondern Artenvielfalt zu erhalten, Schäden der Landschaft durch Wild zu vermeiden und verletztes Wild nach Verkehrsunfällen aufzusuchen und wenn nötig durch einen Schuss vom Leiden zu befreien. „Ein angefahrenes Reh hat oft keine Überlebenschance mehr.“

Auf der anderen Seite sieht sie sich als eine Art Anwältin für Wildtiere. „Wälder sind heutzutage Sportplätze und Erholungsgebiete“, sagt die Hegeringleiterin. „Wildtiere haben Rechte. Und wir sind dazu da, diese zu schützen.“ Jäger sind vor Ort, wenn gebaut werden soll und sie ermahnen Hundehalter im Wald, die Hunde angeleint zu halten, wenn Brutzeit ist. Sie schneiden die Kopfweiden in den Baumberger Auen und sind auf dem Stadtfest vertreten, um über die Waldbewohner aufzuklären, denn solide Kenntnisse seien oft nicht vorhanden, so Hallmich-Kober: „Vieles, was die Kinder von Wildtieren wissen, haben sie aus Disney-Filmen, wie Bambi. Das sind unrealistische Vorstellungen.“

Jagen bedeutet Naturschutz, sagt die Hegeringleiterin. „Wir entnehmen der Natur nur das, was auch nachwächst.“

Die Hunde Timo, Jasko und Ratz werden ungeduldig. Sie wissen: Gleich geht es zum Spaziergang in den Wald. Dort hat Hallmich-Kober schon viele schöne Stunden verbracht. Auf einem Hochsitz, nur Zentimeter von einem Greifvogel entfernt. Wenige Meter über einem Fuchs. Toll findet sie auch den Moment, wenn endlich das zum Abschuss freigegebene Stück Wild auftaucht.