Jugendliche erklären Senioren die Welt der Mobiltelefone

Zwei Generationen profitieren: Die Rentner lernen ihre Handys kennen, die Heranwachsenden gewinnen Selbstvertrauen.

Langenfeld. „Wenn Sie jetzt hier auf diese Taste drücken, dann kommen Sie zu ihren Kontakten.“ Rentnerin Helga drückt den Knopf, wie ihr geheißen und macht sich schnell eine Notiz in ihrem Büchlein. „Wie kann ich denn jetzt meine Tochter auswählen?“, fragt die 77-Jährige. Auch das kann Diana (15) ihr erklären. Im CBT-Wohnhaus an der Eichenfeldstraße wird heute der Handyführerschein gemacht.

Sieben Senioren haben ihr Handy mitgebracht — alte Knochen, seniorengerechte und sogar modere Smartphones — und lassen sich diese von Schülern der Metzmacher Hauptschule erklären. „Wir machen viel intergenerative Arbeit hier im Haus“, sagt Ulrike Kniep. Sie arbeitet im Wohnhaus und betreut das Projekt zusammen mit Lehrerin Marita Furthmann-Baur. „Wir arbeiten eng mit der Metzmacher-Schule zusammen“, sagt Kniep. So auch im Quartiersprojekt „Lebendige Nachbarschaft im Quartier Langenfeld“, in dessen Rahmen der Handyführerschein gemacht werden kann.

„Es ist wichtig, die Generationen zusammenzubringen, denn die können viel voneinander lernen“, sagt Kniep. Im Falle der Handys lernen die Alten von den Jungen. In Eins-zu- eins-Situationen sitzen sich Senior und Schüler gegenüber. „Ich möchte gerne SMS schreiben können“, sagt Helga, die ihren Nachnamen nicht in der Zeitung lesen möchte. Bisher habe die Norddeutsche nur mit dem Handy telefoniert, wenn sie mit der Bahn in ihre Heimat unterwegs war und der Zug Verspätung hatte.

Wie eine Textnachricht verschickt wird, lernt sie nun von Neuntklässlerin Diana. In das fast 20 Jahre alte Handy musste sich die Schülerin selbst erst einmal einarbeiten. „Mir hat es heute echt Spaß gemacht“, sagt Diana. Da sind sich die Schüler einig. Es sei toll, auch einmal etwas beibringen zu können. Die Schüler haben sich alle freiwillig für das Projekt gemeldet.

„Im weitesten Sinne zählt auch der Handyführerschein zur Berufsorientierung“, sagt Furthmann-Baur. Denn die Schüler bekommen am Ende ein Zertifikat, das sie ihrer Bewerbung beilegen können. „Die Schüler erleben hier, dass auch sie anderen etwas beibringen können, und das ist ein großer Erfolg.“ Auch die soziale Kompetenz wird erweitert. „Ich würde später sehr gerne im sozialen Bereich arbeiten“, sagt Diana. Deswegen habe sie sich auch angemeldet.

An einigen Tischen wird das Handy schnell zur Nebensache und Jung und Alt plaudern. „Und auch das ist toll“, sagt Kniep. Helga hofft jetzt, dass sie alles behalten konnte, was Diana ihr erzählt hat, und dass das SMS schreiben klappt. Und sie hat noch einen Wunsch: „Ich werde mir jetzt ein Seniorenhandy mit größeren Tasten kaufen.“