Kinder nehmen ihre eigenen Hörspiele auf

In mehreren Gruppen erarbeiteten sie Drehbücher und vertonten diese zu einer CD.

Foto: Matzerath

Langenfeld. Mit einem kräftigen Schlag schlägt Henry das Holzlineal auf die Tischkante. „Klingt wie ein Schuss aus der Pistole“, findet Leo. „Und dies hier“ — der neunjährige Langenfelder schüttelt eine Plastikdose mit trockenen Nudeln — „könnte Hagel oder ein Platzregen sein.“ Auch Tabea hat bereits die passende Geräuschquelle für das Hörspiel gefunden, an dem sie gemeinsam mit Elisa und Babette schreibt: zwei Kokosnussschalen. „Klingt exakt wie Hufgeklapper, wenn man sie zusammenschlägt. Und weil wir ein Pferdedrehbuch schreiben, werden wir die Nussschalen auf jeden Fall einsetzen.“

Es ist der zweite Tag des Hörspielworkshops. In vier Gruppen arbeiten die Nachwuchssprecher an ihren eigenen Drehbüchern. Robin hat sich eine abenteuerliche Geschichte ausgedacht. „Eine Familie macht einen Ausflug in einen Freizeitpark. Als die Kinder und der Vater in der Achterbahn sitzen und fahren, flüchtet plötzlich der Betreiber. Niemand ist mehr da, der die Fahrt stoppen kann. Das wird spannend…“, fasst der achtjährige Hildener den skizzenhaften Plot zusammen und feilt nun mit seinem Teamkollegen an den einzelnen Sprechertexten. „Ich spreche verschiedene Rollen“, erklärt Arne. „Einmal den Erzähler, der hört sich ganz ruhig an; und dann auch den Vater, der klingt ganz tief und aufgeregt und laut.“

Hörspiel, Hörfunk — im Mittelpunkt des Kurses steht das Besinnen auf einen vernachlässigten Sinn. „Ich möchte den Kindern die Welt des Hörens näher bringen“, erklärt Dozentin Viola Gräfenstein, „sie sensibilisieren und ihnen zeigen, was man mit Geräuschen und Stimme an Bildern im Kopf erzeugen kann.“

Hannah Marie, Teilnehmerin des Hörspielworkshops

Die Leidenschaft der freien Journalistin Gräfenstein gehört dem Radiomachen. „Ich habe schon als Kind mit meinen Geschwistern Hörspiele selbst gemacht, da musste das Badewannenwasser wie das Wasser der Themse klingen, oder ich als Leiche tot in den Schrank fallen“, erinnert sich die Langenfelderin.

Katharina, Hannah Marie und Nina feilen an ihrer „Zeitreisengeschichte“, die mit einem vergilbten Foto auf einem alten Dachboden beginnt. „Bislang haben wir noch keine Idee für einen Gegenstand, der das Knarren eines Dielenbodens imitieren könnte“, sagt Katharina etwas besorgt. Dafür haben die drei Mädchen bereits Ahnung, wie im Anschluss die Vertonung ihre Hörspiels optimal funktionieren soll: „Wir machen erst ein paar Lockerungsübungen für die Stimme. Wir verziehen die Mundwinkel, als würden wir in eine Zitrone beißen. Und Zungenbrecher helfen, dass man ordentlich spricht, was ja ganz wichtig ist“, fasst Hannah Marie das Gelernte zusammen.

Nach vier Tagen werden dann alle Teilnehmer ihr selbstproduziertes Hörspiel auf CD in den Händen halten. Gräfenstein ist sich sicher, dass es bald einen weiteren Workshop geben wird. „Wir waren schnell ausgebucht, haben sogar mehr Plätze vergeben, als vorgesehen.“