Kommunale Versorger steigen in den Multimedia-Markt ein
Die Monheimer Elektrizitäts- und Gasversorgung (Mega) und die Stadtwerke Langenfeld bauen das Glasfasernetz in den beiden Städten aus. Sie wollen mit Service vor Ort punkten.
Langenfeld/Monheim. Am Holzweg, Ecke Verresberger Straße graben sich Bauarbeiter ins Erdreich unter den Asphalt, um Stück für Stück das größte Infrastrukturprojekt der letzten Jahrzehnte zu realisieren. Für Udo Jürkenbeck, Geschäftsführer der Monheimer Elektrizitäts- und Gasversorgung (Mega) ist der flächendeckende Ausbau des Glasfasernetzes ein „Meilenstein“ der Stadtgeschichte. „Wir werden uns sukzessive durch die ganze Stadt graben“, kündigt der 61-Jährige an. Bis 2020 sollen die Leitungen für ultraschnelles Internet das gesamte Stadtgebiet abdecken. Rund 21 Millionen Euro nimmt die Mega dafür in die Hand. Die städtische Tochtergesellschaft will zudem 20 Mitarbeiter für den Bereich Multimedia einstellen — und weitere fünf für den klassischen Geschäftsbereich Strom und Gas.
Ebenfalls nicht ganz ohne wird der Einstieg in den Multimedia-Markt sein. Immerhin avanciert die Mega kurzfristig zu einem Anbieter für Internet, Telefon und TV. Das ist ein Markt, in dem mit großen Konzernen wie Unitymedia, Vodafone oder Telekom einige „Elefanten“ unterwegs sind. Jürkenbeck ist dennoch optimistisch, dass der Einstieg in den umkämpften Markt gelingt. Als Indiz dafür nimmt er die 80 Prozent der Grundstückseigentümer in Monheim, die ihre Einverständnis gegeben haben, ihre Immobilien an das Netz anschließen zu lassen. „Wenn wir 25 bis 30 Prozent aller Haushalte versorgen, ist das Netz auch wirtschaftlich sinnvoll zu betreiben“, sagt Jürkenbeck — und dies sei eine „konservative“ Schätzung. Tatsächlich rechne er mit mehr Monheimern, die ihren Anbieter zugunsten der Mega wechseln. „Wir bieten ein Komplettpaket zu attraktiven Preisen und bieten wohnortnahen Service aus erster Hand.“ Die „Großen“ können da nicht mithalten, meint der Geschäftsführer. Die Nachfrage sei bereits jetzt groß. Bei Unitymedia nimmt Unternehmenssprecher Olaf Winter die Ambitionen der kommunalen Anbieter „mit Interesse“ zur Kenntnis. „Wir sehen im Wettbewerb den effizientesten Weg, den Ausbau des Breitbandnetzes in Deutschland voranzutreiben“, sagt er. „Einen mit öffentlichen Geldern bezuschussten Überbau bestehender leistungsfähiger Netze sehen wir allerdings kritisch, weil auf diesem Weg privatwirtschaftliche Investitionen mit Steuergeldern entwertet werden.“ Insgesamt erreicht Unitymedia 23 000 Haushalte in Langenfeld und rund 18 000 in Monheim. Diese können schon heute über ein Koax-Glasfasernetz Fernsehen, Telefonie und schnelles Internet mit bis zu 200 Mbit pro Sekunde beziehen.
Bei Bedarf sind laut Winter auf Basis des Übertragungsstandards „DOCSIS 3.0“ mittelfristig Geschwindigkeiten bis in den Gigabit-Bereich möglich — ohne größere Tiefbauarbeiten. Letztere laufen derzeit auch in Langenfeld, wo die Stadtwerke mit der Marke „Lfeld.net“ in den Markt streben. Knapp 33 Millionen Euro werden dafür investiert. Bis 2023 soll jeder Kunde im Stadtgebiet einen Glasfaseranschluss haben. Laut Geschäftsführer Kersten Kerl haben die Stadtwerke bereits 700 Multimedia-Kunden. Rund 180 sind demnach bereits in der Warteschleife. „Die Nachfrage ist groß“, sagt Kerl und benennt Vorteile eines kommunalen Anbieters: „Wir sind direkt vor Ort, haben ein eigenes Kundencenter mit Ansprechpartnern und können mit Service sowie attraktiven Preisen punkten.“