Langenfeld: Den Nachbarn auf’m Kieker
Das Ensemble der Studiobühne zeigte sich am Samstag bei der Premiere von „Luststadt Langenfeld“ von seiner besten Seite.
Langenfeld. Die Darsteller der "Praktikanten" sind die Stars. Kira Stolley und Matthias Engling treten in T-Shirt und Jeans auf: "Wir haben keinen Text", leiten die Beiden betreten ihren Sketch ein, improvisieren dann mit Stichworten aus dem Publikum eine Zahnarztszene mit Beziehungsverwicklungen. Auf Zuruf des "Chief Executive Officer" Wolfgang Lechner wechseln sie von einer vorgegebenen Stimmung zur nächsten, als würde ein Schalter umgelegt. So wird der frustrierte Zahnarzt schlagartig begeistert, die hasserfüllte Patientin plötzlich verliebt. Je verwegener der Wechsel, desto vergnügter die Lacher im Saal.
Am Samstag zogen die Laienschauspieler der Studiobühne im ausverkauften Flügelsaal Kursveränderungen an der Beziehungsbörse durch den Kakao. An langen Tischen mit Getränkeauswahl und Knabbereien verfolgten 150 Gäste des "Kabaretts mit Lokalkolorit" Verwirrungen um die "Luststadt Langenfeld".
Beleuchtung und Bühnenbild mit Band, Bar und Hockern versetzen das Publikum in eine Nachtclubatmosphäre. Die Chefs in Nadelstreifenanzügen werben für ihre "Partnership-Aktien": Das Wertpapier steigt und fällt je nach den Chancen des Inhabers auf dem Beziehungsmarkt. Geld und Status bestimmen die Attraktivität und den Aktienkurs. Die Motive der ironischen Sketche mit Musik und Gesang sind Flirttraining, One-Night-Stand und Partnerschaftsberatung.
"Das Programm ist sehr einfallsreich, belebend und kurzweilig", freut sich Zuschauer Günter Hasselberg. Die familiäre Atmosphäre im Publikum gefällt dem Langenfelder.
Wer allerdings aus Monheim kommt, sollte starke Nerven mitbringen: Der Neid auf die Rheinpromenade der Nachbarstadt zeigt sich in fast jeder Szene. So haben die Partnership-Aktien der Monheimer schon wegen des Wohnortes geringeren Wert als die ihrer Mitbewerber mit Langenfelder Reihenhäuschen. Als Madame Monheim - "für kleines Geld zu haben" - tritt Stefan Becker mit orientalischem Anklang in der Musik auf.
Die Aktien-Beratung der Studiobühne bringt schnell und zuverlässig harmonische Paare auseinander. Manfred, gespielt von Peter Boxberg, hätte gern eine Stadtwohnung mit Blick auf den "Großen vertikalen Rhythmus", der Skulptur vor der Sparkasse: "Diesen in den Boden gerammten Schwertfisch findest Du gut?", fragt entsetzt seine Freundin Frauke, dargestellt von Heike Schubert. Da rät der "Chief Finance Manager" Gottfried Buff zum raschen Aktienverkauf: "Wir sind alle Singles, wir müssen nur lange genug warten."
Mit einem tollen Applaus halten die Gäste die Spieler auf der Bühne. Stolley und Engling werden noch einmal als Praktikanten gewünscht und die Standardzu-gabe der Studiobühne darf nicht fehlen: "Meine Welt heißt Langenfeld" singen die Darsteller im Chor. Die Premierenfeier dauert noch bis tief in die Nacht.