Langenfeld: Der Herr der Ringe hört auf
Hartmut Schiffer verabschiedet sich nach 30 Jahren und 5.894 Eheschließungen aus dem Standesamt. Jochen Buff übernimmt.
Langenfeld. "Am Freitag hatte ich meine letzte Trauung. Da sind nicht nur bei den Brautleuten Tränen geflossen. Besonders rührend fand ich den Dankesbrief, den mir das Brautpaar hinterher geschickt hat", sagt Hartmut Schiffer (60), der sich nach 30 Jahren und exakt 5.894 Eheschließungen am Mittwoch aus dem Rathaus verabschiedet.
Mit Jochen Buff (37) steht schon der Nachfolger als Leiter des Standesamtes in den Startlöchern. "Er war bisher so etwas wie mein Co-Pilot und übernimmt nun das Ruder", sagt Schiffer, den mit dem Neuen nicht nur das Berufliche verbindet. "Wir sind beides Vollblutjecke."
Der Noch-Chef, seit Jahren der Pressesprecher beim HV Postalia (HVP), war in der Session 1987/ 88 Karnevalsprinz, Jochen Buff, der aktuelle HVP-Sitzungspräsident, hatte dieses Amt 2002/2003 inne. "Ein Umstand, der im Job so manches einfacher macht", wie Schiffer unterstreicht.
"Im Karneval sind Redegewandtheit und Spontaneität gefragt. Außerdem sollte man ein wenig schauspielern können. Fähigkeiten, die mir im Beruf sehr geholfen haben - und die bei den Leuten in der Regel auch gut angekommen sind."
Locker, aber dem Anlass entsprechend ernst: So lautete 30Jahre lang Schiffers Credo, der im Übrigen auch Bürgermeister Frank Schneider, die Beigeordnete Marion Prell und Ordnungsamtschef Christian Benzrath unter die Haube gebracht hat.
In diese Fußstapfen tritt Jochen Buff, der ebenfalls schon 74 Trauungen auf dem Buckel hat und obendrein im August selbst sein Ja-Wort gibt. "Wir arbeiten seit sechs Jahren zusammen. Von daher läuft die Übergabe zwischen uns prima. Außerdem ist Hartmut Schiffer ja nicht aus der Welt, falls ich Fragen habe."
Dass Schiffer nach den drei Jahrzehnten, die er sich mit Eheschließungen, Geburten und natürlich auch Todesfällen beschäftigte, einiges Kurioses erlebt hat, liegt auf der Hand. "Es war so gegen 3.50 Uhr in der Früh, als das Telefon klingelte", erinnert sich der Standesamtsleiter.
"Ich solle sofort ins Richrather Krankenhaus kommen. Gesagt, getan. Um 5 Uhr war das Paar, die Frau natürlich hochschwanger, getraut. Die Tinte war noch nicht trocken, da hörte ich das Baby schreien."
Sitzen gelassen hat Hartmut Schiffer in der ganzen Zeit kein einziges Paar. Im Gegenteil: "Zu vielen Eheleuten, vorwiegend Langenfelder, habe ich bis heute Kontakt. Spätestens, wenn man sich in der Stadt über den Weg läuft."
Nur einmal sei eine Trauung relativ kurzfristig ins Wasser gefallen. "Das war 50 Minuten vor dem Termin", sagt Schiffer schmunzelnd. "Der Bräutigam hatte morgens im Überschwang der Gefühle seine Frau aus dem Bett heben wollen und sich einen Hexenschuss eingefangen. Statt bei mir landete er im Krankenhaus."
Angst vor dem Ruhestand oder der oft befürchteten "Leere danach" hat Hartmut Schiffer nicht. Seit 45 Jahren ist er ehrenamtlich im Roten Kreuz aktiv, hat bis vor kurzem noch den Rettungswagen gefahren und kümmert sich mittlerweile verstärkt um die Pressearbeit.
"Außerdem wartet der Garten, und ich habe mir fest vorgenommen, meine Frau im Haushalt zu entlasten. Schließlich hat sie noch zwei Jahre Berufsleben vor sich." Auch für sein großes Hobby, das Fotografieren, bleibt jetzt mehr Zeit. "Ich hab’ aktuell 4.500 Dias, die ich scannen möchte, um sie danach mit meiner Familie im Fernseher angucken zu können."
Apropos Familie: Zu den Schiffers gehören neben Sohn Alexander (27) und Tochter Anja (31) auch zwei Enkelkinder, auf die sich der 60-Jährige nun umso mehr freut. "Meine Tochter lebt mit ihrer Familie zwar in Bayern. Aber wir sind ja mobil." So geht es über Ostern zuallererst "zum Ausspannen" nach Augsburg.