Langenfeld: Ex-Kripo-Chef ermittelt jetzt zur Gewalt an den Schulen
Prävention: Eine Schülerbefragung startet. Die Schulen bekommen einen erfahrenen Ratgeber.
Langenfeld. Ausgrenzung durch Mobbing, Abzocke, Prügeleien und Drogenkonsum gibt es auch an Langenfelder Schulen. Wie groß die Gefahr für Jugendliche ist, Opfer von "Alltagsgewalt" zu werden, will die Stadt jetzt bei den Schülern selbst abfragen.
"Sicheres Klassenzimmer" ist der Fragebogen überschrieben, den im Januar ab der siebten Klasse rund 3200Pennäler erhalten. Sie können anonym über Erfahrungen und Erwartungen Auskunft geben. Gleichzeitig sollen mit Hilfe eines pensionierten Kripochefs die Schulen sicherer werden. Henning Rajewski (62), der bis Juli 2009 das Langenfelder Kriminalkommissariat geführt hatte, wird als Coach das Gespräch mit Schulleitern suchen und Schülern Beratung anbieten.
"Beide meines Wissens bundesweit einzigartigen Projekte resultieren aus der Sicherheitsbefragung 2008 des Kriminalpräventiven Rates", sagte Beigeordnete Marion Prell gestern bei der Vorstellung. Im KPR arbeiten Verwaltung und Polizei seit 1996 in Sachen Vorbeugung zusammen. Dass diese Arbeit Früchte trägt, darauf deutet das nicht repräsentative Befragungsergebnis hin.
Im August und September 2008 hatten 90 Prozent der 296 Teilnehmer die Gefahr, in Langenfeld Opfer einer Straftat zu werden als sehr niedirg bis mittelmäßig eingestuft. Aber: Eltern wurden auch nach dem Sicherheitsrisiko für ihre Kinder befragt. "Und dabei sahen rund 40 Prozent eine Gefahr durchaus als gegeben an. Deshalb hat uns die Politik mit der Bestandsaufnahme zum Thema Gewalt an Schulen beauftragt", erklärte Marion Prell.
Sollte der Schul-Coach auf Missstände stoßen, oder die Schülerbefragung, die auch anonym in Bezug auf den Schultyp vom KPR ausgewertet wird, Ängste zu Tage fördern, werde Rajewski mit den Schulen Beseitigungsstrategien entwickeln.
Für Ulrich Moenen, Fachbereichsleiter Jugend, bietet der erfahrene Ermittler, der auf Honorarbasis arbeitet, die Chance: "Wir haben jemand, der jenseits der Pädagogik- und Polizeiregeln zur Vertrauensperson werden kann, und unverklärt etwas über Zivilcourage, Rechts- und Unrechtsempfinden vermittelt."
Den entscheidenden Vorteil des externen Ratgebers sieht Sabine Damm, Rajewskis Nachfolgerin auf der Wache, darin, "dass er nicht mehr jede Straftat, sei es auch nur ein Bagatelldelikt, verfolgen muss", Rajewski selbst versteht sich nicht als Konkurrenz sondern Ergänzung zu Schulpychologen und -sozialarbeitern. "Ich bin einer oben drauf, der seine Kontakte nutzen will", sagt der Haaner. Ruhestand sei schön, aber auf Dauer unbefriedigend. Diese Überzeugung sei bei ihm während sechswöchiger Einsamkeit im kanadischen Blockhaus gereift. Rajewski: "Danach habe ich mich an die Stadt gewandt."