Langenfeld: Immer mehr Ausländer suchen Hilfe

Psychiatrische Anlaufstelle besteht seit fünf Jahren.

Langenfeld. "Die Nachfrage ist so groß, dass wir noch zehn Ärzte beschäftigten könnten", sagte Dr.Murat Ozankan, Leiter der Ambulanz für Migranten an der Langenfelder Klinik des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR). Zusammen mit Hartmut Belitz, Ärztlicher Direkter der Klinik, und Ulrike Lubek, LVR-Dezernentin für den Klinikverbund, wurde am Dienstag im Haus auf dem Gelände an der Kölner Straße eine Bilanz der fünfjährigen Arbeit an der psychiatrischen Anlaufstelle für Ausländer gezogen. "Die Arbeit mit Migranten war lange Zeit ein unbeachtetes Problem", so Belitz.

2004 war diese spezielle Einrichtung die erste ihrer Art in der Bundesrepublik. Inzwischen gibt es ungefähr zehn vergleichbare Angebote in Deutschland. Die Ambulanz in Langenfeld ist jedoch bis heute die einzige, die ganztägig geöffnet hat. Sie steht psychiatrisch Erkrankten aus Ländern offen, die über die bestehenden Strukturen der Psychiatrie und Psychotherapie nicht versorgt werden.

Im regulären Versorgungs- und Behandlungsalltag erschweren Sprachbarrieren und fehlende Kenntnisse der ethnischen Besonderheiten die Hilfe für Migranten. Deshalb sind in Langenfeld ein türkischer Arzt (Dr. Ozankan) mit guten russischen Sprachkenntnissen, eine russische Ärztin, zwei türkische und eine russische Schwester beschäftigt. Aus zehn Ländern sind Patienten behandelt worden. Vorwiegend aus der Türkei und Russland, aber auch aus Spanien, Albanien, Polen, Marokko, Libanon, Iran, Sri Lanka und Kongo kamen die Hilfesuchenden.

Erst allmählich hat sich bei Ausländern die Möglichkeit, Hilfe zu finden, herumgesprochen. Das Einzugsgebiet der Ambulanz reicht von Düsseldorf bis Köln, in Langenfeld und den umliegenden Städten des Kreises hat es lange gedauert, bis sie in Anspruch genommen wurde. "Inzwischen wurde aber ein Netzwerk aufgebaut, um diese Einrichtung unter den Betroffenen bekannt zu machen", sagte Ulrike Lubek.

Bis September 2009 kamen mehr als 4000 Patienten. In diesem Jahr sind es bereits 1600, die das Angebot in Anspruch genommen haben, davon knapp die Hälfte neue Patienten. Dr. Ozankan sieht den ärztlichen Auftrag in engstem Zusammenhang mit sozialer Hilfe. "Ich lerne Enttäuschungen kennen, muss in Kontakt bleiben, Vertrauen bilden und Ängste abbauen. Fast bin ich zum Sozialarbeiter mutiert."