Langenfeld: Inspektion für die Stadtbäume
Rund 10 000 Bäume im öffentlichen Raum werden in Kürze vom neuen Baumschutzbeauftragten der Stadt untersucht.
Langenfeld. "Es ist eine Schande, dass die Stadt so viele Bäume im Zentrum abholzen lässt. Erst am Marktplatz und jetzt am Immigrather Dreieck. Die sind doch niemals alle krank gewesen." Mit dieser Meinung stand die Langenfelderin Elke Herlt (67) vor der Fällung der fünf etwa 80 Jahre alten Ahorn-Bäume vor der Stadt-Sparkasse an der Solinger Straße nicht alleine da. Ein Gutachter hatte der Stadt bescheinigt, dass diese die mächtigen Bäume vor etwa zehn Jahren zu radikal gekappt hatte und deshalb die Gefahr bestehe, dass nachgewachsene Äste herausbrechen.
Nach der Fällung wurden dort fünf etwa vier bis fünf Meter hohe Bäume neu gepflanzt. "Bonsai-Ahorne aus dem Baumarkt", wie jetzt Günter Herweg im Planungs- und Umweltausschuss befand. Der Grünen-Politiker verlangte den Austausch gegen stattlichere Ersatzexemplare sowie regelmäßige Kontrollen, mit dem Ziel, Verkehrssicherungspflicht und den Erhalt alter Bäume besser in Einklang zu bringen.
"Größere Bäume kränkeln anfangs mehr, die jungen Ahorne wachsen schneller und sind nach fünf Jahren so groß wie dicke Pflanzungen", verteidigte Fachbereichsleiter Hans-Otto Weber die gewählte Bepflanzung. Dieser Meinung schlossen sich die übrigen Fraktionen an und lehnten den Baumaustausch ab.
Am Thema Begutachtung sei die Verwaltung längst dran, sagte Weber. Dazu ist die Stadt aber angesichts der Rechtsprechung zur Haftungsfrage für den Fall, dass jemand durch einen herabstürzenden Ast verletzt wird, gezwungen. "Jeder der rund 10 000 Bäume im öffentlichen Raum wird bald vom neuen Baumschutbeauftragten präventiv inspiziert", so der Chef-Stadtplaner. Ziel sei es, ein digitales Kataster anzulegen, das über ein geografisches Informationssystem (GIS) auf Knopfdruck Auskunft über Standort, Baumart, Alter, Gesundheitszustand und etwaige Risiken gibt. So sollen nötige Pflegeschnitte oder Behandlungen durch einen Baumdoktor früher erkannt werden. Anfang 2010 will die Verwaltung Ergebnisse präsentieren.
"Ich bereite mich seit mehr als zwei Jahren mit dem Besuch verschiedener Seminare auf diese Aufgabe vor", sagte Wolfgang Marek der WZ. Der 44-jährige Meister im Garten und Landschaftsbau ist seit 2003 bei der Stadt und kümmerte sich beim Betriebshof bisher um die Begrünung der Straßen. Der Posten des Baumschutzbeauftragten wurde durch Umschichtungen innerhalb des Stellenplans geschaffen.
Eine Baumschutzsatzung, die auch private Grundstückseigentümer verpflichten würde, wertvolle Bäume zu erhalten, gibt es in Langenfeld nicht. Von deren Einführung hält Weber nichts: "Noch vor dem Inkrafttreten wären diese Bäume schon weg."