Langenfeld: Kirche in neuer Form
Wenn Kardinal Meisner Gerhard Richters Domfenster in Köln missbilligt, mag das weit weg erscheinen und manch einem Christen nur ein mitleidvolles Lächeln auf die Lippen bringen.
<strong>Langenfeld. Wenn aber mit rigorosem Durchgriff "von Oben" engagierte Gemeindemitglieder an der Basis düpiert werden, dann interessiert auch in Langenfeld, was "dort" in Köln passiert. Eine katholische Gemeinde für ganz Langenfeld, das irritiert. "Noch ist nichts beschlossen", sind sich die Pfarrer Dr.Jürgen Rentrop, St.Josef, und Gerhard Trimborn, St.Martin, einig. Die Reformdiskussion währt bereits länger. Zwei Pfarrbezirke für Langenfeld, darauf haben sich die Gremien der insgesamt acht Gemeinden eingestellt. Die neue Kardinalslösung kann kaum jemand verstehen. Von Panik möchte Günter Piekarek, Vorstandsmitglied des Arbeitskreises Christlicher Kirchen in Langenfeld, nicht sprechen. Unmissverständlich aber macht er seine Sorge um die lebendigen Strukturen in den Gemeinden deutlich. "Viele Gläubige sind dort als Ehrenamtliche engagiert", stellt er fest. Piekarek befürchtet mit dem neuen Vorstaß vor allem den Verlust der Lebendigkeit von "Kirche vor Ort". Darin ist er sich mit Manfred Rommel, Mitglied des Kirchenvorstandes an St. Josef einig. "Zentralität in den Organisationsstrukturen darf nicht die Lebendigkeit der Dezentralität in den Gemeinden vor Ort beeinträchtigen", fordert er. Nicht etwa finanzielle Sorgen sondern der Priestermangel ist der Grund für die radikalen Reformüberlegungen. Während Gerhard Trimborn sich nicht öffentlich äußern möchte, bevor in seiner Gemeinde diskutiert wurde, gibt Dr. Rentrop als Dechant unumwunden zu, dass der Kardinal zum 1.Januar einen verbindlichen Erlass auf den Weg geben wird. Die Sorge der Laien teilt der Chef von St. Josef uneingeschränkt, hofft aber, "die Kirche vor Ort im Blick zu behalten". "Wir brauchen gerade umso mehr Laien", mahnt Piekarek, "je weniger Priester wir haben," und er befürchtet, dass funktionierende Strukturen zerstört werden. Ärger und Frust seien vorprogrammiert, meint auch Rentrop. Der Diözesanrat hat errechnet, dass 4000 ehrenamtlich wirkende Gemeindemitglieder nicht mehr gefragt sein werden. Der Seelsorger fragt kritisch, warum der Erzbischof eine solche Eile vorgebe. In Langenfeld verstehe man sich gut. Rentrop mag sich gar vorstellen, dass die Gemeinden einen Wahlmodus mit einer Art "Selbstbeschränkung" finden, damit alle Gemeinden zu ihrem Recht kämen, zudem könnten "Ortsausschüsse" die Gemeindearbeit stärken. Für die Geistlichen aber hieße die "Gesamtlösung" nicht nur mehr Arbeit. Zwar würde in Langenfeld die Zahl der Seelsorger bleiben. Doch "einer von uns würde leitender Priester". Der hätte die Leitung der Verwaltung und Gremien. Die Kollegen seien dann gewissermaßen in den Stand des Kaplans zurückversetzt und damit an andere Orte versetzbar. Demokratisch ist das Verfahren allemal nicht, am 6. November wird der Kardinal seine Entscheidung dem Priesterrat bekannt geben.
Neue Struktur
Weniger Priester Es wird prognostiziert, dass die Zahl der aktiven Priester bis 2020 im Erzbistum Köln von derzeit rund 570 auf 400 sinken wird.
weniger Seelsorgebereiche Die Zahl der Seelsorgebereiche, heute sind es 221, soll um 41 reduziert werden. In Langenfeld bilden die Gemeinden St. Martin, St. Paulus, St. Mariä Himmelfahrt und St. Maria Rosenkranzkönigin den Seelsorgebereich Nord. St. Josef, Christus König, St. Barbara und St. Gerhard gehören zum Seelsorgebereich Süd.
Langenfelder Katholiken Über 23 000 Langenfelder sind katholisch.