Langenfeld: Kolumbarium - Eine Wand für die letzte Ruhe
Erstmals in Langenfeld ist auf dem katholischen Friedhof Richraths die Bestattung in einer Urnenwand möglich.
Langenfeld. Den Angehörigen bloß nicht zur Last fallen. Weder im Leben noch nach dem Tod. Doch wer soll mein Grab pflegen? Vor allem Senioren gehen diese Gedanken durch den Kopf. Eine anonyme Urnenbestattung ist aber auf einem christlichen Friedhof nicht möglich. "Wir hatten viele Anfragen, wie man das Problem lösen kann. Der Friedhofsausschuss ist dann auf das Kolumbarium gekommen", sagt Pfarrer Gerhard Trimborn. Am Allerheiligentag am 1. November wird um 15 Uhr auf dem katholischen Friedhof Richrath das erste Kolumbarium in Langenfeld eingesegnet.
Auf dem Kirchhof an der Richrather Straße herrscht reger Betrieb. Vor dem Trauermonat November will jeder noch die Grabstätte der Angehörigen und Freunde in Ordnung bringen. Auch die Friedhofsgärtner sind schwer beschäftigt. Etwas abseits der Gräber mit oft üppig blühendem Schmuck steht das Kolumbarium, eine zehn Meter lange Mauer, in der 48 Urnennischen eingelassen sind. Wer kein konventionelles Erdgrab wünscht, kann hier in einer Urne bestattet werden, allerdings ist diese nicht anonym. "Die Türen der Nischen müssen die Namen der Verstorbenen tragen", sagt Raimund Gladbach, zweiter Vorsitzender des Kirchenvorstands und Mitglied des Friedhofausschusses.
Er hat gemeinsam mit Josef Wimmer die Weichen für das Kolumbarium gestellt. Seit 2006 haben sie Angebote eingeholt, bestehende Kolumbarien in der Umgebung besucht, auch das in Monheim. Stelen oder Mauern standen zur Auswahl, für den Richrather Friedhof haben die Planer die Mauer gewählt. Das Kolumbarium soll eine einheitliche Farbe tragen, in diesem Fall ist es ein heller rotbräunlicher Ton. Die Türen sind aus Marmor. Die Wand hat eine Burscheider Firma aufgestellt, für die Namensinschrift sorgt ein hiesiger Steinmetz. Vasen sind am Kolumbarium erlaubt, auch Porzellanbilder der Verstorbenen dürfen angebracht werden.
Allerdings sollten keine Kerzen aufgestellt werden. Die könnten tropfen und die Urnenstätte verunreinigen. Wer eine Kerze für den Angehörigen aufstellen möchte, hat dazu an der benachbarten Mutter-Gottes-Statue Gelegenheit.
Das Kolumbarium mit 48 Nischen kann jeweils mit drei Urnen belegt werden. Es ist ohne Schwierigkeiten zu erweitern. "Die Fundamente für eine neue Wand liegen schon, es gibt viele Anfragen", sagt Raimund Gladbach. Für das Kolumbarium gelten andere Gesetze, als für ein Erdgrab. Nach der Beisetzung dürfen keine Blumen, Kränze oder Gestecke vor der Urnenwand abgelegt werden.
Der Platz für die Urnengräber ist ruhig gewählt. Links neben der Friedhofskapelle ist ein Rasenplatz, eine Bank steht in der Nähe, zwei mächtige Eichenbäume werfen ihr goldenes Laub gerade ab. "Wir werden noch Alleebäume pflanzen", sagt Friedhofsgärtner Bernd Bories. "Ein würdiger Platz", sagt Pfarrer Trimborn.
Ursprung Das Kolumbarium war ursprünglich die Bezeichnung für einen Taubenschlag. Wegen der optischen Ähnlichkeit wurde es zur Bezeichnung für altrömische Grabkammern mit reihenweise übereinander angebrachten Nischen für Urnen nach Feuerbestattungen. Ein Kolumbarium ist einem Friedhof oder Krematorium angeschlossen.
Urnenbestattung Das Kolumbarium ist eine Alternative zur anonymen Urnenbestattung, die es auf einem christlichen Friedhof nicht gibt. Urnengräber gibt es in Langenfeld auf dem Waldfriedhof. Dort gibt es auch ein Grabfeld für Muslime. Von den 28 Grabstellen ist nur eine belegt. Muslime werden häufig in ihrer Heimat bestattet. Sie dürfen in Langenfeld nicht in Decken gewickelt werden. Tote müssen in einen Sarg gelegt werden.
Kosten Die Urnen-Bestattung im Kolumbarium kostet ab 800 Euro.
Einsegnung Nach der Andacht zu Allerheiligen in der Friedhofskapelle am 1.November, 15 Uhr, wird das Kolumbarium durch Pfarrer Gerhard Trimborn eingesegnet.