Langenfeld: Lebendige Zeugenbefragungen

Interviewer Werner Schmidt erklärt im Gespräch mit der WZ, wie es zum Video-Projekt „Langenfelder Zeitzeugen“ kam.

Langenfeld. "Was wären wir froh, wenn wir heute Goethe selbst hören und sehen könnten", meint der Immigrather Werner Schmidt. Doch zu Lebzeiten des Dichterfürsten (1749 bis 1832) gab es noch keine Videokameras, mit denen eine Goethe-Lesung aus dem "Faust" für die Nachwelt zu konservieren gewesen wäre.

Langenfeld ist eine junge Stadt. Ihre gut 60-jährige Geschichte könnte lückenlos dokumentiert werden. Es gibt noch Zeitzeugen, die etwas zum dynamischen Wachstum sagen können, weil sie es aktiv begleitet haben.

Bürgermeister Magnus Staehler (CDU) hat den Fernsehjournalisten Werner Schmidt (63) damit beauftragt 23 Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft, Bildungswesen und Vereinen vor laufender Kamera zu interviewen.

Mit 10.000 Euro fördert die Bürgerstiftung der Sparkasse das Projekt "Langenfelder Zeitzeugen", weitere 46.000 Euro hat der Stadtrat gerade überplanmäßig bereitgestellt. Wie es zu der Videoproduktion kam und wie die Zeugen ausgewählt worden sind, das blieb offen. Die WZ fragte bei Werner Schmidt nach.

"Im Juni 2008 hat mich Magnus Staehler mit seiner Idee konfrontiert. Ich habe dann mehr als 50 Langenfelder recherchiert, die in Betracht kommen. Der Bürgermeister hat einige Namen von der Liste gestrichen und andere hinzugefügt", sagt der ehemalige ZDF- und WDR-Redakteur.

Staehler habe den Dreh so weit wie möglich mit dem Lydton-Video-Club umsetzen wollen Das sei letztlich aber an den technischen Möglichkeiten der Langenfelder Hobbyfilmer gescheitert. "Für einen lebendigeren Schnitt wollte ich mit zwei Drei-Chip-Videokameras drehen.

Beim Verein hat nur Vorsitzender Siegwald Koletzki eine solche Kamera. Mit einem Leihgerät traute sich kein anderes Mitglied die Aufgabe zu", erklärt Schmidt. So wurden die Dreharbeiten von der Bielefelder Produktionsfimra Vogelsänger Neue Medien GmbH erledigt.

Schmidt: "Ich wollte die DVDs eigentlich zum Stadtgeburtstag im Oktober 2008 fertig haben. Aber das war bei dem Arbeitsaufwand nicht zu schaffen." Mit jedem der Zeitzeugen habe er bis zu zweistündige Vorgespräche geführt, genauso viel Zeit hätte jeder einzelne Dreh gedauert.

Und dann sei noch der Aufwand für die technische Umsetzung zu bedenken. "Hätten wir spitz abgerechnet, wäre es mindestens dreimal so teuer geworden", sieht Schmidt einen Freundschaftspreis. Warum kein Geld im Etat für 2009 eingeplant war, hält Schmidt für ein Versehen. "Mein Kostenvoranschlag lag vor."

Die Stadt, in der Werner Schmidt seit 35 Jahren lebt, sei ihm durch die Gespräche noch mehr ans Herz gewachsen. "Ich hoffe, dass es allen so geht, die sich die 15- bis 60-minütigen Interviews ansehen", sagt er.

Ausnahmslos werde betont, dass fähige Leute die Geschicke Langenfelds lenkten und die Stadt immer versucht habe, zu helfen. "Ich würde das Projekt gerne dem Rat vorstellen", sagt Schmidt. Die Freigabe durch die Interviewten vorausgesetzt, soll das fertige Produkt in drei Wochen vorliegen.