Langenfeld: Parlament - Grundschüler an die Macht

An der Grundschule Am Brückentor lernen Schüler die Demokratie kennen und machen ihre eigene Politik.

Langenfeld. Die 16 Schüler sitzen an einem langen Tisch und warten gespannt auf die Eröffnung der ersten Sitzung des neu gegründeten Schülerparlaments.

Die Anwesenheit des Schulleiters Ulrich von zur Gathen, der Vertrauenslehrerin Stephanie Seebode, des Bürgermeisters Frank Schneider und mehrerer Fotografen geben der Sitzung einen offiziellen Charakter - aber das macht die Grundschüler nicht nervös. Schließlich sind sie jetzt Parlamentsabgeordnete.

Die Gemeinschaftsgrundschule Am Brückentor ist die erste Schule in der Stadt, die ein Schülerparlament gegründet hat - angestoßen von Stephanie Seebode. Die Sonderpädagogin kam auf die Idee, als die Streitschlichter ihrer Klasse immer mehr Verantwortung und Eigeninitiative zeigten.

"Ich habe bemerkt, dass die Schüler selbst etwas erreichen wollen. Warum sie also nicht bei Schulangelegenheiten mitentscheiden lassen?", fragte sie sich. Heute fungiert sie als Vorsitzende und Protokollführerin.

Sie bittet um Ruhe, die Sitzung wird eröffnet. Schneider richtet seine Worte an die Schüler: "Die erste Sitzung des Schülerparlaments ist..." - "...cool", beendet ein Schüler seinen Satz. Die Vorfreude und die Neugier auf die zukünftige Arbeit sieht man den jungen Abgeordneten geradezu an. Sie sind die gewählten Sprecher der acht Klassen der Schule.

Je ein Junge und ein Mädchen aus jeder Klasse sind heute anwesend, um die ersten Entscheidungen zu treffen.

Einiges an Arbeit haben die Schüler im Vorfeld bereits geleistet. Zusammen mit ihren Klassen haben sie Wünsche und Anregungen gesammelt: "Ein zweites Tor, längere Pausen, mehr Ausflüge", wünschen sich die Schüler der Klasse 3/4.

"Dreck verhindern, einen größeren Schulhof und einen kleinen Garten auf der Wiese", hätte die Klasse 1/2 gerne. Aber auch Forderungen nach besseren Materialien und neuen Spielgeräten werden laut.

Dabei stellt sich die Frage der Umsetzbarkeit von Schülervorstellungen. "Es gibt einige Wünsche, die wir sicher erfüllen können, wie ein zweites Tor oder einen Schulgarten", sagt Seebode. Doch es gibt auch Grenzen, seien es finanzielle oder rechtliche. Längere Pausen durchzusetzen, könnte schwierig werden. Aber das ist alles gar nicht so schlimm.

Die Schüler sollen mit der Arbeit im Schülerparlament vor allem lernen, ihre Meinung zu vertreten aber auch Kompromisse zu finden und zurückzustecken. Seebode: "Die Schüler sollen demokratische Prozesse kennenlernen."

Der Höhepunkt der Sitzung naht: Die Wahlen zum Schulsprecher. Als Wahlhelfer verteilt Leon die Wahlzettel. Alle Anwesenden schreiben einen Jungen und ein Mädchen auf. Leon sammelt die Zettel wieder ein und verliest die Namen. Bei der Auszählung hört man immer wieder leise Jubelrufe aus der wartenden Menge.

Am Ende bekommen Sven mit 25 Prozent und Jenny mit 18,75Prozent der Stimmen das Vertrauen des Parlaments.

Wie es sich für ein Parlament an einer Schule gehört, endet die erste offizielle Sitzung des Schülerparlaments mit einer Hausaufgabe: Öfter mal in die Zeitung gucken.