Langenfeld: Streit um den Markt eskaliert

Entgegen der Aussage der Stadt, alle Bedenken seien ausgeräumt, lehnt ein Teil der Markthändler die Aufspaltung weiter ab.

Langenfeld. Unter den Wochenmarkt-Händlern geht in Bezug auf die von der Stadt geplante Aufteilung in einen Frischemarkt und einen Nicht-Lebensmittel-Bereich weiter die Angst um. Zumindest wenn man Alexa Kleine-Birkenheuer Glauben schenkt.

Sie verkauft seit 20 Jahren Damenoberbekleidung am Stand, auch vor den Marktarkaden. Als Bürgermeister Frank Schneider (CDU) gerade den neuen Stadtrat auf die Pflege einer offenen Diskussionskultur verpflichtet hatte, hätte die Händlerin gerne die Einwohnerfragestunde genutzt, um nachzuhaken.

Doch das blieb der Kölnerin ebenso verwehrt wie ihrem Pulheimer Kollegen Michael Meyer, der in Langenfeld ebenfalls Textilien anbietet. Nur dank eines Antrags der Grünen kommt das Thema am 18. November im Ordnungsausschuss doch noch zur Sprache.

"Die Neuordnung des Marktes ist uns als fertiges Konzept vorgestellt worden. Die Diskussion darüber wurde stets im Keim erstickt", sagte Kleine-Birkenheuer der WZ. Davon, dass alle Bedenken ausgeräumt seien, wie es Beigeordnete Marion Prell und Ordnungsamtsleiter Christian Benzrath am Montag behauptet hatten, könne keine Rede sein.

Am 28. September hätten Benzrath und die Marktsprecher Ralf Tillmanns und Siegfried Schultk (beide CDU) das vom Citymanagement und der Stadtplanung entwickelte Konzept gut 50Händlern erstmals präsentiert. "Dass wir damit nicht einverstanden sind, haben wir zum Ausdruck gebracht. Doch Tillmanns hatte im Anschluss keine Zeit, sich unsere Sorgen anzuhören", sagt Kleine-Birkenheuer.

Durch die 2007 auf drei Jahre gewählten Marktsprecher fühlen sich die Textiler und Haushaltswarenanbieter nach dem Rücktritt von Markus Romagno nicht mehr vertreten. Deshalb griffen sie am 7. Oktober zur Selbsthilfe: "Eine Trennung halten wir für bedenklich für die Existenz aller Markthändler, besonders aber für die Nonfood-Händler, da diese von der Laufkundschaft profitieren." Dieser Einschätzung schlossen sich 38Markthändler - darunter auch elf Lebensmittel-Anbieter - mit ihrer Unterschrift an.

Diese Liste bekam Christian Benzrath beim Gespräch mit Kleine-Birkenheuer, Meyer und einer Obst- und Gemüsehändlerin im Rathaus am 22. Oktober nur zu sehen. Erst seit Dienstag hat der Marktleiter sie schriftlich. "Er hätte die Liste gerne früher gehabt, aber wir hatten Angst, dass auf die Unterzeichner Druck ausgeübt wird", so die Händlerin.

"Da wird etwas aufgebauscht, was nicht mehr aktuell ist", sagte gestern Christian Benzrath. Seinen Recherchen zufolge hätten bereits mindestens sieben Händler ihre Unterschrift zurückgezogen, weil sie unter falschen Voraussetzungen angesprochen worden waren. Und dass gerade Kleine-Birkenheuer als Wortführerin auftrete, obwohl die bereits um einen größeren Standplatz auf dem neu geordneten Markt nachgefragt habe, mache ihn "baff".

Die SPD sammelt seit dem 23.Oktober Unterschriften für den bunt gemischten Wochenmarkt. Laut Vorsitzendem Sascha Steinfels haben sich bisher knapp 700 Kunden und 54 der 76 Marktbeschicker gegen eine Veränderung ausgesprochen.

Warum die Stadt die Textiler aus der Schoppengasse und von der Solinger Straße verbannen will, darüber könne er nur spekulieren: "Vielleicht um das Marktkarree ans Laufen zu bekommen und einer H&M-Filiale im ehemaligen Hertie-Haus keine Billiganbieter vor die Tür zu setzen."

"Quatsch", kontert Bürgermeister Schneider. Auf Unterschriftenlisten gibt er nichts. Das neue Einzelhandelsgutachten weise den Markt weiter als Magneten aus, "den wir stärken und nicht kaputt machen wollen". Sollte sich Nachteile für die Anbieter auf dem Marktplatz erweisen, könne eingegriffen werden.