Langenfeld: Aus der alten Feuerwache wird kein neues Kulturzentrum

Der Umbau des Gebäudes In den Griesen für eine kulturelle Nutzung ist mit etwa 2,5 Millionen Euro zu kostspielig.

Langenfeld. Umsatzeinbrüche, Kurzarbeit und Arbeitslosigkeit - die Folgen der Finanzkrise treffen 2010 auch das ob der mittelständischen Wirtschaftskraft oft als "Insel der Glückseligen" bezeichnete Langenfeld. Rund sieben Millionen Euro weniger beim Anteil an der Einkommenssteuer und ein etwas schwächeres Minus bei der Gewerbesteuer zwingen die Stadt zum Griff ans Ersparte.

Da wird aus gestern noch gefeierten Visionen Staehlers schnell ein zerplatzter Wunschtraum. Die alte Feuerwache ist dafür ein Beispiel. Dass das Gebäude nicht zur Kultur- und Ehrenamtsstätte umgebaut, sondern abgerissen wird, zeichnet sich jetzt ab. Die Umbaukosten für "Kultur in der Wache" werden auf 1,9 bis 2,5 Millionen Euro geschätzt. Hinzu kämen jährlich 180 000 Euro für den Betrieb. Dem Kulturausschuss wird die Stadt am 12. November vorschlagen, sich von der kulturellen Nutzung ganz zu verabschieden.

Wolfgang Hellekes und Christiana Schwarz vom städtischen Gebäudemanagement haben das Szenario für einen Umzug der Spielstätte Schaustall mit Gastronomie und Programmkino vom Winkelsweg zur Straße In den Griesen architektonisch berechnet. Ergebnis: Der Umbau der alten Wagenhalle in einen schallisolierten Theatersaal mit Bühnentechnik und allen für den Spielbetrieb nötigen Nebenräumen ist möglich.

Allerdings müssten die Stahlbetonstützen für den besseren Blick auf die Bühne kostspielig durch eine Stahlrahmenkonstruktion ersetzt werden. Für das im ehemaligen Versammlungsraum der Wehr anzusiedelnde Kino müsste vom 1. Obergeschoss aus ein zweiter Fluchtweg geschaffen werden.

Auch Vereine, wie die "Langenfelder Initiative für Bürger - mit Bürgern", der Lydton-Video-Club das Orchester "Concerto Langenfeld" oder der Malteser-Hilfsdienst, die in der alten Wache neue Räume für ihre Ehrenamtler beziehungsweise Einsatzfahrzeuge gesehen hatten, werden an dem Standort leer ausgehen.

Zwar hat die CDU-Mehrheitsfraktion noch nicht abschließend beraten, aber Peter Klinkers, Fraktionsvorsitzender und Kulturausschussmitglied, machte gestern den Trend deutlich: "Wir sind nicht nur Schönwetter-Politiker. Ich appelliere angesichts der sich verschlechternden Finanzlage an alle Vereine, Geduld aufzubringen. Wir können die Raumnöte nicht sofort lösen."

Das 5000 Quadratmeter große Areal der alten Wache würde Klinkers mit dem doppelt so großen Nachbargrundstück der Stadtwerke zwischen Richrather und Langforter Straße gerne für zentrumsnahe Wohnbebauung freigeben. Der Versorger wird 2011/2012 seine Verwaltung in die jetzt noch vom RWE genutzte Immobilie an der Elisabeth-Selbert-Straße verlagern. "Allein die Erdgasannahme-Station und ein Brunnen bleiben bestehen", so Geschäftsführer Kersten Kerl. Zwischen 4,5 und fünf Millionen Euro könnte das Bauland einbringen. Allerdings sind Abrisskosten im hohen sechsstelligen Euro-Bereich vorzufinanzieren.

Einer barrierefreien, bezahlbaren und ökologisch wegweisenden Wohnbebauung "auf dem letzten Filetgrundstück der Innenstadt" gibt auch Sascha Steinfels, Fraktions. und Parteivorsitzender der SPD, den Vorzug. "Wir haben ein pralles kulturelles Angebot für eine Stadt unserer Größe", sagt er. Mit Haus Graven befinde sich noch ein Großprojekt im politischen Schwebezustand.

"Deshalb fordern wir, mit einem Kulturkonzept 2020 zu beantworten, was wir künftig noch brauchen", sagt Frank Noack für die FDP. Gerold Wenzens (BGL) würde "lieber über ein Gesamtkonzept beraten", als die Wache kulturell schon abzuhaken.