Langenfeld: „Warten, bis man geholt wird, oder Widerstand leisten“
Zeitzeugin Henny Dreifuss (82) überlebte die NS-Zeit in Frankreich. Über ihre Zeit im Widerstand erzählte sie am Montag in der Gesamtschule.
<strong>Langenfeld. Henny Dreifuss wollte immer zurück nach Deutschland. Dabei hatte sie als Jüdin das Land1933 mit ihrer Familie verlassen müssen und war nach Frankreich emigriert. Dort hat sie die NS-Zeit überlebt und sich aktiv am Widerstand gegen das Terror-Regime beteiligt. 1945 kam sie zurück. "Ich hatte mich für ein demokratisches Deutschland eingesetzt. Das war für mich Grund genug", sagt sie.
Viel Aufmerksamkeit und noch mehr Applaus für klare Worte
Am Montag war Henny Dreifuss zu Gast in der Bettine-von-Arnim-Gesamtschule. Offen und gesprächsbereit stellte sie sich den Fragen der Zehntklässler, ließ ihr Leben Revue passieren und erntete viel Aufmerksamkeit und noch mehr Applaus für ihre klaren Worte. Denn Henny Dreifuss blickt auf ein bewegtes Leben zurück.
Die Schüler haben viele Fragen: Was wurde aus ihren Eltern? Wie ging sie mit ihrer Angst um? Welches war ihr schlimmstes Erlebnis? Henny Dreifuss erinnert sich: An die Deportation ihrer Eltern 1943 nach Auschwitz und ihres Bruders nach Maidanek - alle drei hat sie nie mehr wieder gesehen, an die Züge voller Gefangenen, die in die verschiedenen Lager im Dritten Reich deportiert wurden und an ihre Tätigkeit für die Bewegung "Travail Allemande" (TA, deutsche Arbeit), dem Zweig der Exildeutschen in der Résistance.
"Wir wollten die deutschen Soldaten zum Nachdenken bringen", sagt sie. "Unsere Hauptdevise lautete ,Schluss mit dem Krieg’." Sie und ihre Mitstreiter warfen Flugblätter über die Kasernenmauern oder sprachen die Soldaten direkt an. "Wir wollten auf ihre Gedanken einwirken."
Die jüdische Zeitzeugin Henny Dreifuss (82) aus Düsseldorf sprach gestern vor 160 Zehntklässlern der Bettine-von-Arnim-Gesamtschule.
Sechs Schüler (Lukas Römer, Barbara Ax, Dennis Loch, Nadine Schäfer, Dajana Fester und Caroline Mattyhse) nahmen mit ihr auf dem Podium Platz und stellten die Fragen.
Seit den Sommerferien haben sich die Gesamtschüler mit dem Thema nationalsozialismus beschäftigt und sich auf die Begegnung mit der Zeitzeugin vorbereitet.