Langenfelder Biologen testen Medikamente
Langenfelder Biologen wollen mit ihrer Idee den Markt erobern: Sie stellen Leberzellen her. An ihnen kann getestet werden, ob Medikamente für den Menschen giftig sind.
Langenfeld. Die Zeichen stehen gut: Die dringend notwendige Finanzspritze ist in greifbarer Nähe. „Wir stehen kurz vor der Zusage“, sagt Georg Pohland. „Und wir brauchen das Geld, um mit unserem Projekt an den Start gehen zu können“, ergänzt Anja Buchheiser. Denn mit ihrer Idee wollen die drei Langenfelder Biologen Anja Buchheiser, Georg Pohland und Simon Waclawczyk den Markt der Pharma- und Chemieindustrie erobern: Sie stellen aus Stammzellen Leberzellen her.
„Diese sind ideal dazu geeignet, zu testen, ob bestimmte Wirkstoffe oder Medikamente giftig für den menschlichen Körper sind“, erläutert Anja Buchheiser.
Die Langenfelder sind vom Erfolg ihres Projektes überzeugt — und konnten bereits einige Pharmaunternehmen für sich gewinnen. „Wir wurden eingeladen und konnten unser Projekt vorstellen“, sagt Georg Pohland. Die Rückmeldung war positiv. „Die haben uns wirklich Mut gemacht.“
In der Pharma- und Chemieindustrie muss jede Substanz darauf getestet werden, ob sie eine Gefahr für den Menschen darstellt. „Das geschieht bisher mit Versuchen am Tier. Diese Methode ist aber stark rückläufig“, sagt Pohland.
Zum einen aus ethischen Gründen, zum anderen aber auch, weil der Tierkörper anders reagiert als der menschliche. „Die Übertragbarkeit ist schwierig. Was für die Katze okay ist, kann für den Menschen tödlich sein“, sagt Anja Buchheiser.
Deshalb sei die Forschung im Reagenzglas weiter verbreitet. „Man könnte für den Test richtige Leberzellen nehmen, diese sind aber schwer zu bekommen und stehen nicht in ausreichender Zahl zur Verfügung“, sagt Pohland.
Die ideale Methode sei, die zum Test erforderlichen Leberzellen aus Stammzellen zu gewinnen. Die Stammzellen stammen aus Nabelschnurblut, sind also noch jung und „unverbraucht“. „Sie haben noch kein Leben hinter sich, hatten noch keinen Kontakt zu Alkohol oder Zigaretten“, erklärt Pohland.
Während des Studiums an der Düsseldorfer Uni haben sich die Biologen kennengelernt, heute sind zwei von ihnen sogar miteinander verheiratet. „Wir können gut zusammen arbeiten. Wir haben uns ja so kennengelernt“, sagt Pohland. Anja Buchheiser hatte damals ihre Doktorarbeit zum Thema Stammzellenforschung gemacht. „Daher rührt auch die Stammzellenkompetenz.“
Weil die drei Langenfelder zurzeit noch kein Labor oder Büro haben, spiele sich viel in der Wohnung des Paares ab — meist in der Küche. „So kamen wir auf die Idee, unser Projekt ,Cell’s Kitchen’ zu nennen“, sagt Pohland.
Die drei glauben an ihre Idee. „Das Ergebnis überzeugt“, sagt Anja Buchheiser. Und auch das Team sei in den Jahren zusammengewachsen. „Wir wissen, welche Stärken jeder von uns hat und wie wir uns aufteilen können“, sagt die 36-Jährige.
„Wir gehen schonungslos miteinander um“, sagt sie. Kritik werde deutlich gesagt. „Wir lassen die Höflichkeitsfloskeln einfach weg“, sagt ihr Ehemann Georg Pohland und lacht sie an.