Langenfelds Ex-Bürgermeister: Rinderzucht statt Rathaus
Was macht Ex-Bürgermeister Magnus Staehler? Wenig Politik und ganz viel Privates.
Langenfeld. Als Magnus Staehler 1994 das Bürgermeisteramt antrat, hatte Langenfeld 40 Millionen Euro Schulden. 15 Jahre später, am 20. Oktober 2009, seinem letzten Arbeitstag, waren es 30 Millionen - allerdings keine Miesen mehr, sondern Guthaben auf dem Sparbuch.
"Magnus, der Magier", der Erfolgsbürgermeister, machte bundesweit Schlagzeilen. Seit der Übergabe der Geschäfte an Frank Schneider ist es ruhig um ihn geworden.
Magnus Staehler: Zum einen genieße ich mein Familien- und Privatleben. Als Bürgermeister hatte ich eine Sieben-Tage-Woche. Es hat mir zwar Freude bereitet, aber es ist doch einiges auf der Strecke geblieben. Jetzt halte ich mit meinem Schwager in Reusrath schottische Hochlandrinder und freue mich an ihrem urigen Aussehen. Zum anderen hab ich einen neuen Job, der mindestens genauso viel Spaß macht wie der alte. Aber das Beste: Ich nehme ihn nicht mit nach Hause. Das war in meiner Zeit als Bürgermeister anders: Da bin ich mit Schicksalen konfrontiert worden, die ich nicht an der Garderobe abgeben konnte.
Und wie sieht der neue Job aus?
Staehler: Das Ganze war ein glücklicher Zufall. Der Erkrather Unternehmer Hasso von Blücher, den ich gut kenne und schätze, sprach mich an, ob ich ihm mit meiner Erfahrung nicht beratend zur Seite stehen könnte. Als Bürgermeister einer 60 000-Einwohner-Stadt ist man ja schließlich so etwas wie ein Unternehmer. Und da ich mit 52 Jahren zu jung bin, um mich aufs Altenteil zurückzuziehen, habe ich zugesagt und mittlerweile eine eigene Beraterfirma gegründet. Aktuell arbeite ich mit Blücher an einem Projekt in der Altmark in Sachsen-Anhalt, wo ein altes Gut in ein Kreativzentrum umgebaut wird.
Sie haben dort kürzlich zwar einen Infoabend für die Bürger geleitet. Aber Rampenlicht war das nicht. Fehlt Ihnen das?
Staehler: Überhaupt nicht. Natürlich war es schön. Und ich freue mich auch, wenn ich heute in Langenfeld auf der Straße angesprochen werde und sogar Sätze höre wie "Schade, dass Sie uns verlassen haben". Das Standing von Langenfeld ist schon ordentlich. Und dazu habe ich meinen Teil beigesteuert, das macht auch stolz. Was meine persönlichen Eitelkeiten angeht, bin ich aber lange genug bedient worden.
Mischen Sie sich eigentlich noch ins politische Tagesgeschäft ein?
Staehler: Nein, das Kapitel ist abgeschlossen. Natürlich verfolge ich das, was bei mir vor der Haustür passiert. Aber mehr auch nicht. Wobei ich Bauchschmerzen bekomme, ist die finanzielle Schieflage vieler Städte.
Haben Sie ein Rezept für Ihre klammen Kollegen?
Staehler: Kein Patentrezept. Ich finde aber, dass viele Städte und Gemeinden hinter ihrem Potenzial zurückbleiben. Entscheidungen fallen zugunsten des kurzfristigen politischen Erfolgs. Obendrein haben viele den demographischen Wandel noch nicht verinnerlicht. Denen ist nicht klar, dass es schon längst ein Rennen Rollator gegen Kinderwagen gibt.
Dennoch eilt Ihnen Ihr Ruf als Rathauschef voraus. Sie halten sogar Seminare.
Staehler: Ja, das mache ich auch gern. Am 20. Mai referiere ich in Berlin zum Thema "Mit Strategie aus der Schuldenfalle", und eine Woche später bin ich in Klagenfurt in Österreich und nehme an einem Symposium zur "Öffentlichen Finanzwirtschaft" teil.
Sie sind neuer Chef des DRK-Ortsvereins. Wie kam es dazu? Und werden wir Sie jetzt wieder öfter draußen antreffen?
Staehler: Über Jahre habe ich das Ehrenamt gepredigt. Von daher ist es folgerichtig, dass ich sofort "Ja" gesagt habe, als mich der bisherige Vorsitzende Hans-Gerd Kampmann fragte, ob ich sein Nachfolger werden wolle. Dass ich das DRK nach außen vertrete, versteht sich von selbst. Aber meine Auftritte werden sich in Grenzen halten.