Ihr letztes Konzert in Monheim haben Sie im Oktober 2020 gegeben, in der Hochphase der Corona-Pandemie. Zugelassen waren nur wenige Zuhörerinnen und Zuhörer. Damals schwang sicher bei vielen Musikinteressierten auch die Angst mit, wie sich die Pandemie weiterentwickelt. Mittlerweile sind wir schlauer und haben das Schlimmste überstanden. Wie haben Sie die Zeit seitdem erlebt?
Liedermacher Klaus Hoffmann „Ich freue mich auf Monheim – klingt wie ein Lied“
Monheim · Der Liedermacher konzertiert am Freitag in der Aula am Berliner Ring.
Kaum ein Liedermacher in Deutschland ist länger im Geschäft als er: 1974, also vor fast 50 Jahren, veröffentliche Klaus Hoffmann seine erste LP – 49 weitere Alben sollten folgen. Am kommenden Freitag gastiert der 72-Jährige, der auch als Schauspieler Erfolge feierte, in Monheim.
Klaus Hoffmann: Als eine Zeit der Unsicherheit. Ich erinnere mich sehr gut an Monheim. Trotz weniger Zuschauer mit Masken haben wir bewusst ein Zeichen gesendet, dass wir trotz alledem da sind. Diese kleinen Konzerte waren Durchhaltekonzerte. Du wirst im Grunde wie das Publikum nochmal geprüft, ob wir am selben Strang ziehen. Ich bin sehr dankbar, ein so treues Publikum zu haben.
Hat sich die Atmosphäre der Konzerte vor, während und nach der Pandemie geändert? Bemerken Sie große Unterschiede im Publikumsverhalten?
Hoffmann: Ja, ich empfinde es als ein gemeinsames Erwachen mit meinen Fans zu etwas Neuem. Mal schauen, aber wir erheben uns irgendwie zusammen neu. Klingt etwas pathetisch, ist aber so.
Sie sind frischgebackener Träger des Bundesverdienstkreuzes. Die Auszeichnung ist nicht zuletzt eine Würdigung Ihrer großen Kulturverdienste in den letzten Jahrzehnten. Teile Ihres Oeuvres sind Schulstoff geworden. Wie blicken Sie auf Ihre Karriere zurück? Was ist Ihnen wichtig geblieben?
Hoffmann: Ich schau nicht gern zurück. Höchstens mal in meinen Liedern und Geschichten. Aber nicht derart. Ich lebe von Grundgefühlen und singe von der Kindheit, und auch wie sie uns prägt. Orden ehren meine Arbeit schon, ich fühle mich wertgeschätzt. Und obwohl ich zwar keine Millionen von Platten verkaufe, steht in jedem Haus eine Platte eines deutschsprachigen Künstlers, sagte zumindest Udo Jürgens. Aber die Reise soll weitergehen, solange da Lieder und eine Stimme sind.
Die Deutschen würden Sie wohl am ehesten als Liedermacher bezeichnen. Aber das ist ihr älterer Kollege Reinhard Mey ja auch, ohne dass Sie so wie er klingen. Wie würden Sie sich künstlerisch beschreiben?
Hoffmann: Ich bin was ich bin. Ich erzähle und singe und spiele. Aus meiner Bio heraus. Stadt Land Flucht. Der Sänger ist ein Visionär, die Geschichte manchmal eine Lüge, und Schauspieler trägt den ganzen Film auf die Bühne.
Heute findet Musik fast nur noch im digitalen Raum statt. Man hat kein Album mehr in der Hand, auf dem man die Liedtexte zerlesen kann, sondern nur noch Playlisten mit Titeln. Flatrates ermöglichen es, den ganzen Musik-Katalog gleichzeitig zu hören. Das ist doch eigentlich eine ganz tolle Freiheit. Oder?
Hoffmann: Es erfordert Distanz, um mit dieser Freiheit umzugehen. Aber es ist schon gut. Ich fahre zwar meinen alten Mercedes Benz, der 350 000 Kilometer runter hat, ich höre noch CD’s, aber ich weiß schon, was Streaming ausmacht. Wäre nur schön, wenn wir Künstler finanziell auch davon partizipieren würden!
„Septemberherz“ heißt Ihr aktuelles Album, das Sie auch beim Konzert in Monheim spielen werden. Was steht hinter dem herbstlichen Titel, und worauf kann sich das Publikum beim Monheimer Konzert am 12. Mai freuen?
Hoffmann: Auf einen Flügel, auf den fantastischen Hawo Bleich, meinen treuen Begleiter in allen musikalischen Fragen, auf Hoffmann – hoffentlich in Bestform – und auf alte wie neue Lieder. Und auf eine Geschichte, die Deiner gleicht, wenn Du nicht wegschläfst. Aber wir sorgen schon dafür, dass das nicht passiert. Ich freue mich auf Monheim ... Klingt wie ein Lied.