Männliches Vorbild erwünscht

Kosta Mouratidis ist einer von drei Erziehern in Langenfeld. Von Eltern und Kollegen wird er als Bereicherung empfunden.

Langenfeld. Zufrieden kaut Hans auf seinem Brötchen herum. Während des gemeinsamen Frühstücks in Gruppe drei ist es still. Die Tische sind zusammengeschoben, Geburtstagskind Simon hat am Mittwoch Bärenwurst, Käse, Margarine und Brötchen mitgebracht. „Ist alles okay bei dir?“, flüstert Erzieher Kosta Mouratidis seinem Sitznachbarn Hans ins Ohr. Der nickt stumm.

Seit eineinhalb Jahren ist Mouratidis jetzt schon im Familienzentrum am Götscher Weg — und noch immer ist der 29-Jährige Gesprächsthema unter den Eltern. „Im positiven Sinne“, sagt Leiterin Colette Schweitzer. „Die Eltern sind begeistert, dass wir einen Erzieher haben.“ Für die Kinder sei es wichtig, eine männliche Bezugsperson zu haben — denn die komme im Alltag zu kurz. „Meist sind es doch die Mütter, die die Kinder bringen und mit ihnen den Tag verbringen“, sagt Schweitzer. Hinzu kämen die vielen alleinerziehenden Mütter. Einen Mann in der Erzieherinnen-Domäne zu haben, sei für das Familienzentrum ein echter Gewinn. In Langenfeld gibt es insgesamt nur drei Erzieher, ein vierter kommt im Familienzentrum am Götscher Weg im August hinzu. Darauf kommen 180 Erzieherinnen.

Kosta Mouratidis, Erzieher

Doch auch wenn der Großteil der Eltern Kosta Mouratidis als Bereicherung empfinden — Vorurteile und Skepsis hat auch er kennengelernt. „Eine Mutter fragte mal, ob noch jemand dabei sei, wenn ich ihr Kind wickele“, erinnert er sich. Zu Herzen nimmt er sich das nicht. „Ich kann diese Skepsis ja auch irgendwie verstehen“, sagt er nur. Und auch einige Kinder begegneten dem gebürtigen Griechen mit Zurückhaltung. „Sie mussten sich erst einmal daran gewöhnen, dass nun ein Mann da ist, der sich um sie kümmert, mit ihnen liest, rauft, Fangen spielt“, sagt Mouratidis. Doch nach dem ersten Fußballspiel sei die Skepsis auch gleich verflogen.

In Gruppe drei herrscht der Grundsatz „alle machen alles“, eine Arbeitsteilung gibt es nicht. Mouratidis flechtet den Mädchen die Haare, während die Kollegin draußen Fangen spielt. Und doch gebe es einen Unterschied: „Es scheint, als könnten sich die Frauen nicht so ganz gehen lassen. Sie sind immer ein wenig kontrollierter“, sagt Mouratidis und lächelt. Dass er selbst ein „Wildfang“ sei liege vielleicht aber auch an seinem griechischen Temperament.

Erzieher sei sein „Traumjob“. „Ich bin wirklich glücklich, so wie es gerade ist.“ Schon als Teenager habe er in der Wohnsiedlung den „Kinderanimateur“ gegeben, damals aber noch laut protestiert, als ihm seine Schwester vorschlug, später einmal Pädagoge zu werden. Nach einer Job-Sinnkrise Jahre später versuchte er es dann doch mit einem Jahrespraktikum im SGL Bewegungszentrum in Langenfeld. Schnell wurde ihm klar, dass er genau das machen wollte. „Ich mag es, dass in meinem Job jeder Tag anders ist. Ich kann mir Projekte ausdenken und meine Kreativität total ausleben.“ Und zu Kindern habe er einen ganz besonderen Draht.