Monheim: Integration auf dem Friedhof
Am Mittwoch berät der Ausschuss für Integration über Gräber für Muslime. Favorisiert ist ein Teil des neuen Abschnitts an der Baumberger Chaussee.
Monheim. Sie leben hier, sie arbeiten hier und sie sterben hier. Doch wenn es ans Begräbnis geht, stehen die Monheimer Muslime vor einem großen Problem. Denn im Vergleich zu anderen Städten gibt es hier noch keinen muslimischen Friedhof.
Das möchte der Integrationsausschuss nun ändern und einen Teil des neuen Abschnitts des Waldfriedhofs speziell für Muslime reservieren. Am Donnerstag Abend lässt sich der Ausschuss von der Verwaltung über den Stand der Dinge berichten.
Dass der Friedhof kommen muss, steht für den Ausschussvorsitzenden Alaattin Bayrak fest: "In vielen Städten wie Düsseldorf oder Langenfeld ist eine Grabstätte für Muslime bereits Standard", sagt er und verweist auf die Realitäten vor Ort: "Die erste Generation Einwanderer ist bereits seit 40 Jahren hier und vielfach über 70 Jahre alt. Dazu sind mittlerweile auch die kompletten Familien hier. Warum sollen sie dann nicht auch hier begraben werden?"
Bislang passiert das aber kaum. Die meisten hier lebenden Muslime werden aktuell noch in ihren ursprünglichen Heimatländern - meistens die Türkei oder Marokko - beerdigt. Das ist wegen der hohen Überführungskosten nicht nur um ein Vielfaches teurer als ein Begräbnis an ihrem letzten Lebensmittelpunkt, "für die Familien ist es nicht schön, keine Chance zu haben, die Gräber ihrer Angehörigen regelmäßig zu besuchen, da sie mehrere Tausend Kilometer entfernt sind", gibt Bayrak zu bedenken.
Deshalb wagten er und seine Mitstreiter vom Integrationsausschuss schon vor längerer Zeit den Vorstoß und beauftragten die Stadt, der der Waldfriedhof gehört, nach Lösungen zu suchen. Die fand die beste nun im neuen Teil des Friedhofs in der Nähe der Bahngleise.
400 neue Grabplätze werden dort in Zukunft entstehen, dahinter ist Feld. Perfekte Voraussetzungen für eine muslimische Ruhestätte, da die Gräber Richtung Mekka zeigen müssen, was durch die Lage abgesichert wäre.
Auch die Umsetzung weiterer Regeln, wie die Bestattung in einem Tuch statt eines Sarges, sind möglich. Dafür haben sich die Muslime im Gegenzug dazu bereit erklärt, die Gräber nach hiesigem Recht zu bepflanzen und zu pflegen, was im Islam eigentlich unüblich ist. "Rechtlich und baulich gibt es keine Probleme", sagt Andreas Apsel, Bereichsleiter Bauwesen bei der Stadt.
Und auch die anderen Glaubensgemeinschaften heißen die Muslime willkommen. Pfarrer Erhard März von der katholischen Gemeinde St. Dionysius: "Jeder Mensch hat ein Recht, auf ein anständiges Begräbnis. Ohnehin gehört der Waldfriedhof der Stadt. Aber vor allem gebietet es unsere christliche Nächstenliebe , auch gegenüber Nichtchristen tolerant zu sein."