Monheim: Leuchtende Altstadt-Fenster
Advent: Glühwein, Gemeinschaftsgefühl und Scherenschnitt: Einblicke in eine beliebte Monheimer Weihnachts-Aktion.
Monheim. Trotz des Regens füllt sich die Poetengasse vor dem Haus Nummer 26 immer mehr. Etwa 40 Personen haben sich eingefunden, um das Adventsfenster von Familie Seeliger zu bestaunen. "Ich habe mir extra ein Zelt geliehen", sagt Ruthild Seeliger fröhlich. Bei jedem Neuankömmling wird noch ein bisschen enger zusammengerückt, es wird immer gemütlicher.
Dann verteilt Seeliger Kerzen und Liederhefte an die Besucher. Pünktlich um sechs Uhr hebt sie ihre Stimme: "Das ist große Klasse, dass Sie bei dem Wetter rausgegangen sind", sagt Seeliger und stimmt auch schon das erste Lied an. Etwas schief und ungleichmäßig singen alle "Dicke, rote Kerzen".
Alle lauschen andächtig, blicken in den Kerzenschein und können sich ein Grinsen nicht verkneifen, als Seeliger eine spannende Geschichte über den Diebstahl des Jesuskindes vorliest. Die Kleinsten singen beim nächsten Lied ("In der Weihnachtsbäckerei") am lautesten. "Die Lieder haben meine Kinder ausgesucht, sie haben sich auch gewünscht, dass wir ein Fenster gestalten", erzählt Ruthild Seeliger.
Denn das ist stets das Spannende an den Adventsfenstern in der Altstadt: Jede Familie schmückt ein Fenster weihnachtlich, der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Nun ist es auch bei Familie Seeliger soweit: Da wird flugs an die Jalousie geklopft, und langsam wird der Blick auf einen schönen Scherenschnitt frei, der die Heiligen Drei Könige zeigt.
"Leider steht jetzt genau das Zelt davor", bedauert die Fensterbesitzerin. Doch schon haben sich vier Personen an den Ecken positioniert, heben flugs das Zelt an, und jeder kann in Ruhe das Bastelwerk bewundern.
Dann geht’s zum zweiten Teil der Adventsfenster-Präsentation. Die Familie verteilt Glühwein an alle Gäste. Die unterhalten sich bereits munter. "Es ist einfach schön, dass man neue Leute kennen lernen kann", findet Seeliger, die in diesem Jahr zum ersten Mal ihr Fenster öffnet. "Heute klingelte es bei uns.
Herr Hackl, der gestern sein Fenster eröffnet hat, brachte uns seinen Glühwein vorbei. Er hat mir auch sein Zelt geliehen", ist die Besitzerin des 20.Adventsfensters vom Zusammenhalt begeistert.
Dieses Jahr wurden die Adventsfenster zum ersten Mal von Helga Distel und Pfarrer Burkhardt Hoffmann organisiert. Distel will im nächsten Jahr mit einem Organisationsteam die Tradition der Adventsfenster weiterleben lassen.
Den Besuchern gefällt ganz besonders das Gemeinschaftsgefühl. "Man singt zusammen, hört nette Geschichten und hat tolle Gespräche", bringt es Karin Hoffmann auf den Punkt. Die 68-Jährige kommt schon seit Jahren zu den Adventsfenstern. "Besonders schön ist es für Alleinstehende."
Allerdings bedauert sie, dass die Adventsfenster nur auf die Altstadt begrenzt sind. "Wir hatten schon einmal überlegt, das auszuweiten, aber die Angst, dass es sich dann verläuft, war zu groß", erläutert Helga Distel die Entscheidung für die Altstadt.