Langenfeld: Wächter des jüdischen Friedhofs
Auszeichnung: Die Jüdische Gemeinde Nordrhein hat für Dieter Gass zwei Bäume in Israel pflanzen lassen.
Langenfeld. Der jüdische Friedhof am Ende der Klosterstraße ist mit einer dicken Hecke umschlossen. Das grüne Tor ist verschlossen. Wer die Grabstätten besuchen möchte, braucht den Schlüssel. Regelmäßig kommen Gruppen der Volkshochschule und Schulklassen, um den Friedhof zu besichtigen. Es sind auch Einzelpersonen, die sich um eine Grabstätte kümmern.
Den Schlüssel zum jüdischen Friedhof hat Dieter Gass(61), seit Jahrzehnten bei der Friedhofsverwaltung Langenfeld tätig. Einmal pro Woche inspiziert er den Friedhof, um nach dem Rechten zu sehen. Dafür erhielt er jetzt eine hohe Auszeichnung: Der Landesverband der Jüdischen Gemeinden von Nordrhein teilte Gass mit, dass der Vorstand für ihn zwei Bäume im "Wald deutscher Länder" in Israel gepflanzt hat.
"Vielleicht ist Ihnen in Erinnerung, dass sowohl das Land NRW wie auch viele Sponsoren auf den Namen unseres 2006 verstorbenen Vorstandsvorsitzenden Paul Spiegel in Israel im ,Wald deutscher Länder’ Bäume pflanzten. Hier darf Ihr Name nicht fehlen", schreibt Herbert Rubinstein, Geschäftsführer des Landesverbands. Der Brief wurde jüngst von Bürgermeister Magnus Staehler in der Ratssitzung verlesen.
Der Jüdische Friedhof in Richrath ist über 200 Jahre alt, er wurde in der zweiten Hälfte des 18.Jahrhunderts angelegt und in einer Karte 1791 erstmals erwähnt. Der älteste noch lesbare Stein stammt von 1861/62. 45Grabsteine sind auf dem Friedhof zu sehen, die meisten Inschriften noch zu lesen. Die Tugenden der Verstorbenen werden aufgeführt. Die Männer sind wohltätig und gottesfürchtig, die Frauen tüchtig und wacker, die "Krone ihres Mannes".
"Vor Jahren hat es einmal eine Grabschändung gegeben. Damals wurden Grabsteine besprüht", sagt Dieter Gass. Daraufhin seien die Grabsteine mit einem Speziallack überzogen worden, der es möglich macht, das Spray leicht zu entfernen.
Die Geschichte der Juden in Langenfeld ist eng mit dem Namen Berger verbunden. Carl Berger wurde 1891 in Langenfeld geboren, war ein angesehener Mann, bis der Nationalsozialismus die Juden ausgrenzte. Seine Schwester Änne Berger konnte rechtzeitig nach London fliehen. Ihr Bruder wird vermutlich 1942 in Paris verhaftet und nach Auschwitz deportiert. Dort wurde er aber nie registriert.
Änne Berger kam nach dem Krieg nach Deutschland zurück, besuchte auch Langenfeld. Sie sorgte dafür, dass der Friedhof an der Klosterstraße instandgesetzt wurde. Als sie 1981 starb, wurde sie in Richrath begraben. 1986fand Karol Schneider dort seine letzte Ruhestätte. Seitdem wurde dort niemand mehr beigesetzt. Langenfelder Juden gehören zur Gemeinde Düsseldorf.
Die Grabstätte würdig zu erhalten, ist das Anliegen von Dieter Gass. "Die Ehrung möchte ich nicht nur für mich allein, sondern für die Langenfeld entgegennehmen, denn erst meine Tätigkeit bei der Stadt hat es mir ermöglicht, eine vertrauensvolle Zusammenarbeit aufzubauen. Ich hoffe, dass unsere Zusammenarbeit auch im nächsten Jahr wachsen wird, so wie die gepflanzten Bäume im ,Wald deutscher Länder’ in Israel", schrieb Gass in seinem Dankschreiben.