Monheim: Max und Moritz rollen wieder
Nach ihrem Unfall vor einem Jahr wurden die Monheimer Nostalgie-Dieselloks wieder fit gemacht. Am Samstag waren sie mit Eisenbahn-Freunden auf großer Fahrt.
Monheim. Bremsen lösen, Getriebe aktivieren, einmal pfeifen. "Es geht los", sagt Lokführer David Uhr (29). Die rote Diesellok mit dem Namen Moritz fährt an, Bruder Max schiebt von hinten. Dazwischen liegen drei Waggons der Angertalbahn. Die Fahrt startet in Kettwig und führt über Hösel, Ratingen-Ost, Düsseldorf und Langenfeld bis nach Monheim zu den Bahnen der Stadt. Die Firma "Railflex", vor vier Jahren in Ratingen gegründet, hat die Fahrt organisiert. Regelmäßig werden diese Ausfahrten angeboten.
Durch das Angertal fährt eine Dampflok, doch von Kettwig bis Monheim fährt das Pärchen Max und Moritz, Namen, die die ehemalige Monheimer Bürgermeisterin Ingeborg Friebe den Loks 1978 gegeben hat. Offiziell heißen die Loks MC 700 N, hergestellt hat sie die Firma Orenstein & Koppel. Max und Moritz machten zuletzt im vergangenen Jahr Schlagzeilen: am Freitag, 13. Juni, stießen sie in einer schwer einsehbaren Kurve frontal zusammen. Viele Monate mussten sie aus dem Verkehr gezogen werden. Jetzt laufen sie wieder.
Die 60 Fahrgäste sind begeistert. Sebastian Belz ist mit seinen Söhnen Mathias und Michael aus Wuppertal nach Düsseldorf angereist und in den Sonderzug gestiegen. Die beiden Jungen haben daheim natürlich eine Eisenbahn, fahren oft mit dem Zug.
"Heute ist es aber anders", sagt Matthias (8) und lässt den Fachmann erkennen: "Wir fahren sonst mit einer E-Lok, jetzt mit der Diesellok." Die Waggons mit Patina gefallen ihm. "Die sind in den 1950er-Jahren gebaut, aber generalüberholt, so dass sie als Baujahr 1985 eingestuft sind", erklärt Lokführer David Uhr.
Werner Söselbeck verkauft an Bord des Zuges Kaffee, kalte Getränke, Kuchen und Würstchen. Lara (10), die mit ihrem Großvater Rudolf Litterscheidt in Langenfeld zugestiegen ist, möchte ein Würstchen mit Ketchup. Die Zugfahrt gefällt ihr sichtlich: "Man sieht viel." Söselbeck erinnert sich an frühere Zeiten, als er mehr als zwölf Stunden von Duisburg nach Bayreuth brauchte. "Heute geht das in fünf Stunden."
Der Zug verlässt die S-Bahnstrecke und erreicht am Übergabebahnhof an der Stadtgrenze zwischen Langenfeld und Monheim das Gebiet der Bahnen der Stadt Monheim (BSM). Mit 20 Kilometern in der Stunde geht es durch den Knipprather Wald. Regelmäßig ertönt das durchdringende Pfeifen der Lok. "Es gibt Bahnübergänge, die technisch und nicht-technisch gesichert sind", erklärt der Lokführer. Technisch gesicherte Übergänge haben Schranken oder Lichtsignale. Bei den nicht-technisch gesicherten Übergängen muss der Zug pfeifen." Der Lokalhistoriker Günter Voss weiß noch mehr: "Früher gab es noch Pfeifen und Läuten. Das musste man früher tun, wenn einige Bahnübergänge hintereinander lagen."
Bei den Bahnen der Stadt Monheim wird ein Stopp eingelegt. Helga und Werner Dingel aus Kettwig fahren zum ersten Mal mit einem Sonderzug. "Wir machen das bestimmt wieder."
Harald Schmidt, Abteilungsleiter Personenverkehr der BSM, erzählt aus der 100-jährigen Geschichte des Unternehmens. Gestartet ist der Betrieb mit der "Gleislosen", die die Menschen auf der Straße in Angst und Schrecken versetzte. "Alles rennet, rettet, flüchtet, hat von fern man sie gesichtet", hieß es damals.
Dann wurden Schienen gelegt - und bis Mitte der 1970er-Jahre fuhren die Züge mitten durch Monheim. Dann wurde die neue Trasse gelegt. Seitdem fährt die Bahn durch den Knipprather Wald, vorbei am Monbag-Se, am Bayer-Gelände nach Monheim-Blee.
Der Zug fährt zurück. Jetzt schiebt Moritz, Max fährt. David Uhr ist jetzt Schlusslicht in Moritz, Lokführer Thomas Becker in Max gibt Signal.
Elf Kilometer ist das Streckennetz der BSM lang. Viele Jahre war der Shell-Konzern Auftraggeber Nummer eins für die Bahnen. Arbeitslos sind Max und Moritz aber nicht. Heute rangieren sie am Düsseldorfer Bahnhof die Autoreisezüge.