Langenfeld: Der Tag der offenen Kottentür
Knapp ein Jahr nach Einweihung des Industriedenkmals ließen sich Hunderte trotz Regens nicht vom Besuch abhalten.
Langenfeld. "Ich bin zum ersten Mal hier und erstaunt, wie gut das alles gemacht worden ist. Da bekommt man einen Einblick in ein altes Handwerk", sagte Ludger Scholten (73). Gerade hat er mit seiner Frau den Film über die Werkstatt des Wiescheiders Wilhelm Jacobs sowie die Arbeit eines Messerschalenschneiders gesehen und den Kotten besichtigt. Scholten zeigte sich wie viele Besucher des ersten Kottenfestes im Volksgarten beeindruckt von der Detailtreue, mit der das Zeugnis Langenfelder Industriegeschichte rekonstruiert worden ist.
Knapp ein Jahr nach der Einweihung war das sechsstündige Fest vom Zuspruch her ein voller Erfolg. Daran vermochten auch strömender Regen zur Eröffnung am Vormittag und gelegentliche Regengüsse nichts zu ändern. Inmitten des Parks hatten Ehrenamtliche des Fördervereins Stadtmuseum beschirmte Tische und Bänke aufgebaut, die zum Verweilen bei Gegrilltem und erfrischenden Getränken einluden. Davon wurde lebhaft Gebrauch gemacht.
Auch an die Kinder war gedacht worden. Sie tollten auf einer Hüpfburg herum. Viele Mädchen warteten geduldig, bis sie mit dem Schminken an der Reihe waren. Am Mittag erfreuten sich die Kleinen im Kotten an den Piraten-Liedern und am "Seemannsgarn" von Clown Ugolino. Dieser verwandelte sich später in den Bottroper Liedermacher Klaus Lange. Er schlug unter freiem Himmel mit Volksliedern von der grünen Insel eine Brücke zum Langenfelder Jahresthema "Fáilte Eire - Willkommen Irland".
Viele Langenfelder hatten Gäste mitgebracht. "Das ist einfach toll, so was haben wir noch nicht gesehen", lobte beispielsweise ein Bonner Ehepaar. Anne Graw-Lipfert, Leiterin des Kulturellen Forums, weiß um das Interesse auswärtiger Besucher. "Erst kürzlich war eine Gruppe Schweizer Messerspezialisten hier, die anschließend nach Solingen fuhr. Sie zeigten sich von der Architektur des Kottens und dem, was drinnen dargestellt wird, beeindruckt." Solcher Andrang wie bei der Kottenfest-Premiere habe aber noch nie geherrscht, freute sich Museumsmitarbeiterin Katrin Kropp, die die Besichtigungen organisiert.
Wolfgang Jumpertz, ein ehemaliger Nachbar des Schalenschneiders, und Walter Farin führten durch das gläserne Denkmal und beantworteten Fragen. "Das war sicher nicht das letzte Fest", sagte Kropp. Chefin Graw-Lipfert kann sich sogar vorstellen, vierteljährlich einen Tag der offenen (Kotten-) Tür zu bieten.