Plan des Islamverbandes Ditib Moschee-Rohbau soll im Juli 2020 stehen

Monheim. · Der Imam hat eine wichtige Aufgabe für die türkische Osman-Gazi-Moschee in Monheim: Er soll den Vorstand bei der Organisation des Neubaus unterstützen. Das notwendige Geld ist bereits vorhanden.

Zukünftig sollen Imame auch in Deutschland ausgebildet werden, dass hat der Islamverband Ditib mitgeteilt. Durch diese Maßnahme könnten auch Jugendliche besser erreicht werden, wie der Vorsitzende des Monheimer Moscheevereins, Ramazan Akcora, betont.

Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

Ramazan Akcora, Vorsitzender des Monheimer Moscheevereins, begrüßt den Plan des Islamverbands Ditib, dass Imame künftig in Deutschland ausgebildet werden können. „Es ist besser, wenn Imame Deutsch sprechen“, sagt er. „Die können unsere Jugendlichen besser erreichen“, ist er sicher. Denn junge Menschen will er stärker ins Gemeindeleben miteinbe­ziehen.

Die türkische Osman-­Gazi-Moschee Monheim steht an der Niederstraße. Etwa 450 bis 500 Familien gehören der Gemeinde an. Zwei Imame gibt es dort aktuell. Beide sprechen nur türkisch. Einer wird regulär vom Verband Ditib bezahlt, den zweiten finanziert die Gemeinde selbst. Denn dieser erfüllt einen besonderen Auftrag. Er soll den Vorstand der muslimischen Gemeinde dabei unterstützen, das notwendige Geld für den Neubau der Moschee neben dem Mona Mare zu spenden.

Seit dem Spatenstich im
Mai 2018 ruht die Baustelle

„Das Geld für den Rohbau der Moschee haben wir zusammen. Der Kran ist aufgestellt. Jetzt geht alles ruckzuck“, ist Akcora sicher. Denn seit dem ersten Spatenstich im Mai 2018 hat die Baustelle geruht. Und das sei schlecht, um Spender zu gewinnen. Geht alles nach Plan, steht der Rohbau im Juli 2020. Dann könne auch kurzfristig die Baugenehmigung für den weiteren Ausbau erteilt werden, sagt Claudia Jung von der Bauverwaltung.

Akcora hält viel von den Ditib-Plänen. „Die Ausbildung ist dann ein bisschen anders“, sagt er, ohne es genau zu erläutern. Eine Studie der Konrad-Adenauer-Stiftung besagt, dass Vorbeter in islamischen Ländern ihre eng begrenzten Aufgaben unter der Aufsicht des Staates erfüllen. In Europa hingegen seien Imame als Seelsorger, Erzieher, Sozialarbeiter und Integrationslotsen gefragt. Dafür bräuchten sie mehr als „eine klassische Ausbildung in türkischen, ägyptischen oder marokkanischen Religionsseminaren plus ein paar Grundkenntnisse der deutschen Sprache.“

Bislang mussten türkischstämmige Männer, die in Deutschland geboren und aufgewachsen sind, ihre Imamausbildung in der Türkei absolvieren. Die Möglichkeit, islamische Theologie zu studieren, gibt es zwar auch in Deutschland, zum Beispiel in Osnabrück, berichtet Akcora. Wenn sich daran künftig eine Ausbildung zum Imam in der Eifel – und nicht in der Türkei – anschließen könne, sei sichergestellt, dass die Imame auch ausreichend Deutsch sprechen. Den Sprachvorteil könne man nicht hoch genug einschätzen, sagt Akcora, der selbst in Deutschland aufgewachsen ist und zur Hälfte Deutsch und zur anderen Hälfte Türkisch spricht. „Das geht vielen so wie mir“, weiß er. Das mache das Verstehen beider Sprachen von Generation zu Generation schwierig.

Bürgermeister sieht Chance in
der neuen Ausbildung der Imame

Darüber hinaus kämen Kinder auch aus anderen muslimischen Ländern in die Gemeinde an der Niederstraße, können kein Türkisch, dafür aber etwas Deutsch. Die Chance, Deutsch zu lernen und/oder zu verbessern, würde wachsen, wenn die Imame Deutsch sprechen. Das sieht auch Bürgermeister Daniel Zimmermann so. Für ihn ist die Deutschsprachigkeit in der Moschee eine Zukunftsfrage. „Je länger Menschen in Deutschland sind, desto weniger sprechen sie türkisch.“

Die Finanzierung der Ausbildung will der Islamverband Ditib aus eigenen Mitteln stemmen. Die Ausbildungsstätte in Dahlem (Eifel) kann aktuell 50 Bewerber aufnehmen, heißt es in einer Pressemitteilung des Verbands. Ziel sei es, alle 70 Bewerber aufzunehmen. Ausbildungssprache sei „überwiegend Deutsch“.

In den 857 Ditib-Moscheegemeinden in Deutschland sind rund 1000 Imame tätig.
120 von ihnen sind hier geboren und aufgewachsen und haben hier Abitur gemacht. Die Ausbildung zum Religionsbeauftragten absolvierten sie aber in der Türkei. Die Ditib komme mit der neuen Ausbildungsstätte einem steigenden Bedarf an Imamen nach.

Eine untergeordnete Rolle spiele die Kritik, dass der Einfluss des türkischen Staates in den Ditib-Moscheen zu groß sei. „Je mehr eigene Religionsbeauftragte wir ausbilden, desto weniger werden aus der Türkei kommen müssen“, sagt Kazim Türkmen, Vorstandsvorsitzender Ditib in Köln.