Monheim: „Mundart ist die Heimat“

Im Garten des Deusser-Hauses wurde das Rheinische wieder lebendig. Allerdings sprechen immer weniger Monheimer den Dialekt.

Monheim. Das Monnemer Platt ist in Deutschland bekannt. Wie das kommt? Die Autorin Ulla Hahn hat es in ihrem Roman "Das verborgene Wort" verewigt.

"Sie kann gut Monnemer platt sprechen, aber es auch gut schreiben", sagt Mundartfreund Karl König. "Lommer jonn" sagt der Großvater im Roman. Kinder, Eltern, Großeltern, in der Küche des heimatlichen Hauses von Ulla Hahn an der Neustraße wurde in den 50er Jahren platt gesprochen.

Ist das auch heute noch so oder ist platt ein aussterbendes Modell? Der Heimatbund Monheim pflegt es.

Einmal im Jahr wird zum Mundartabend in den Garten des Deusser-Hauses eingeladen. Es gibt Brot aus dem Ofen und kühle Getränke, Vorträge op platt, Lieder.

Die Einladung zum Mundartabend am Samstag hat Schriftführerin Angelika Rosellen geschrieben, abgeschrieben, denn die gebürtige Essenerin spricht hochdeutsch.

"Meine Mutter war Sekretärin, alleinstehend, bei uns durfte nicht platt gesprochen werden", sagt sie. 1962 zog Angelika Rosellen nach Leverkusen. Sie gibt sich Mühe, das Monnemer Platt zu verstehen, das klappt immer besser.

Doch bei einem Mundartgedicht hatte sie Schwierigkeiten. Ein Mann kommt zum Arzt, trifft aber nur das Kind an. Dem Mann geht es schlecht _ eben "schroo". "Das musste mein Mann mir übersetzen", sagt die Schriftführerin.

Gerda Wessel-Marquardt ist mit platt groß geworden. Und freut sich darüber, dass Enkelin Daria (12) auch ein Gedicht auf platt aufsagen kann. Das ist nicht selbstverständlich.

"In den Familien wird immer weniger platt gesprochen", sagt Karl König. Er hat auch festgestellt, dass er mit seinem Nachwuchs wenig platt spricht. Seine Frau ist aus Oldenburg.

"Die Kinder lernen die Muttersprache, nicht die Vatersprache." Doch mit Bruder und Schwester kallt er dann doch, so wie ihm der Schnabel gewachsen ist.

Heimatbundvorsitzender Dieter Sturm und sein Stellvertreter Willi Pesch haben die Moderation des Abends übernommen.

Peter Kreuer bekennt "Monnem ess ming Heimatstadt, Werner Wessel erzählt über Tünn d’r Mlker, Elfie Hein plaudert über "Halv und halv. Fast 30 Vorträge sind angekündigt.

Das gleicht fast einer Karnevals- nein, Fastelovendssitzung. Doch die Mundartfreunde legen Wert darauf, dass die Muttersprache ganzjährig gesprochen wird.

"Platt ist die Heimat", sagt Willi Pesch. Irmgard Schumacher und Hiltrud Baloch singen "Heemwieh no Monnem". Bei Emil Drösser werden Erinnerungen wach.

Er, der Opern, Operetten und Klamöttchen schrieb, in denen immer wieder Monnemer Platt auftaucht, erzählt, dass er vor Jahren an der Hauptschule den Kindern auf platt erzählt hat.

"Den Schülern und mir hat das sehr gefallen", sagt er. Der Ausländeranteil sei dann sehr hoch geworden. Da hätte das platt kallen keinen Sinn mehr gemacht.

Macht es überhaupt heute noch Sinn von Blootwoosch als von Blutwurst zu sprechen, vom Kump statt von der Schüssel von Äsche denn von Asche? Und dann gibt es noch die Unterschiede zwischen Boomberger und Monnemer Platt.

Wer wirft im Karneval Klömkes und wer Kamelle? Die so genannte Sprachgrenze, die das Hochdeutsche vom Niederdeutschen trennt, verläuft im Benrather Raum. "Ich stamme aus Düsseldorf", sagt Dieter Sturm, "ein Monheimer hört das sofort.

"Wir bewahren die Tradition", sagt Paul Scharrenbroich, langjähriges Mitglied des Heimatbundes. Ob Wörter wie Handy oder PC jemals einen Platz in der Mundart erhalten.

Scharrenbroich glaubt das nicht. "Wir haben diese Sachen zwar zu Hause, doch wir finden dafür kein Wort auf platt", sagt er.

Das müsse auch nicht sein. Emil Drösser hat, als er in der Schule den Kindern das Platt beigebracht hat, ein Wort für Fernsehen gefunden. Öjelcheskess _ das heißt übersetzt Augenkiste.