Monheim: Narren im Glück

Um die 50.000 jubelten am Rosenmontag dem Zoch zu. Der war lang, lustig und bunt wie selten.

Monheim. Vier Minuten ist der Zug unterwegs, da jubeln die Narren: "Die Sonne, die Sonne kommt raus!" Zwar war sie wenig später schon wieder verschwunden, doch der Monheimer Rosenmontagszug ging weitestgehend trocken über die Bühne. "Das Wetter ist viel besser als im vergangenen Jahr", erinnert sich Gerrit Odink aus Hilversum, die mit dem niederländischen Musikzug schon öfters in der Alten Freiheit war. "Der Karneval hier ist richtig toll."

Zigtausende Jecke säumten gestern den sieben Kilometer langen Zug unter dem Motto "Hör mer op zu lamentiere - komm loss mer laache, danze, fiere". Die 91 Zugnummern waren lustig, bunt und wurden von den Zuschauern umjubelt.

"Wir kommen jedes Jahr", sagt Irene Thesing aus Benrath, "hier stehen wir in der ersten Reihe und nicht wie in Düsseldorf in der zehnten." Und Friedrich Refardt wundert sich immer wieder, was die Monheimer Karnevalisten so auf die Beine stellen.

An Ideen fehlt es nicht. Die "jecken Immis" haben die Wirtschaftsförderung aufs Korn genommen. Betty Exterkate hat die Kostüme genäht. Die Immis stecken in Biberbettwäsche. "Die Wirtschaftsförderung wird in Monheim verschlafen", so die Immis. Die Maatplatzjecke haben das Thema Doping. "Doping macht Kopp-Ping", sagt Renate Johann, die seit 35 Jahren mit im Zug geht. An zwei Jahre kann sie sich besonders erinnern. Als die Züge ausfielen, einmal wegen des Golfkrieges und einmal wegen eines Sturms.

35 Jahre arbeitet Oberkommissar Bernhard Peters auf der Monheimer Wache, doch gestern ist für ihn Premiere. Er sitzt im Polizeiauto, das dem Zug vorneweg fährt. Sein Kollege auf dem Krad ist ein alter Hase: "Mein 25. Zug", sagt Dietmar Silbermann aus Mettmann. "Warum haben wir eigentlich keine Pferde dabei?", will Zugleiter Andreas Petruschke wissen. "Die sind alle in Düsseldorf und Bonn, ihr müsst Euch einen anderen Termin für den Zug suchen, wenn Ihr Pferde wollt", so Silbermann.

Doch den Rosenmontagszug verlegen - das will in Monnem niemand. Nick (6) ruft den Karnevalisten zu: "Hierher schmeißen" - und hat Erfolg: drei Bälle, ein Harry-Potter-Kalender, zig Beutel Popcorn, Schokoriegel, Stofftierchen.

Mutter Eveline Michan lobt den Zug. "Wir kommen immer. Jedes Jahr wird er schöner." "Aber er war schon mal länger", weiß Ex-Zugleiter Eugen Herriger. Im Jubiläumsjahr 2002, als die Gromoka 100 wurde, hätte es über 100 Zugnummern gegeben. "Doch die Hauptsache war immer, dass nie etwas passiert ist", so Herriger.

Die Christboomschmücker in ihren grün-bunten Clownskostümen ziehen schon seit 20 Jahren im Zug. Die röösigen Wiewer trauen sich was. Kanzlerin Merkel zieht mit, aber nicht wie in Köln im Bikini, sondern als Huhn, das auch in Monheim mal ein Ei legen soll.

Einfallsreich die Fußgruppen. Die Frauen der Altstadtfunken gehen als rot und weiß gedeckte Festtische, die Unternehmungslustigen haben ihre Engelskostüme und die Wolken selbst genäht. "So ein Tag, so schön wie heute", singen die Narren, "alle Vögel sind schon da."

Die anderen singen lieber "Rut sin den Rusen" und "Ein Stern, der deinen Namen trägt." Ex-Prinz Nils Nießen sitzt auf dem Trecker von Kis Monnem. "Mal was anderes", sagt er. Andreas und Julia Lang sitzen im Trecker, der den Prinzenwagen von Helmut II. und Annegret zieht. Gleich geht es los.

Stefan und Britta Geukes, Familienclan aus Wülfrath und Velbert, sind begeistert. "Wir kommen jedes Jahr. Und auch der Benrather Mark Thelen sagt: "So schön wie in Monheim ist es nirgendwo."

"Alles ist friedlich abgelaufen", sagt Polizeihauptkommissar Peter Kupitz. 50000 Besucher wurden geschätzt.