Monheim: Rätselhaftes Krötensterben

Am Mittwoch bot sich nahe Gut Ödstein ein grausiges Bild: massenweise tote Amphibien. Experten haben noch keine konkrete Antwort. War es ein Blitz?

Monheim. Bei Gut Ödstein vom Deich abbiegen und zwischen Feldern und Alleen in Richtung Altstadt schlendern - das klingt nach Natur pur mit Wohlgefühl. Wer am Mittwoch allerdings in den frühen Morgenstunden die beliebte Strecke nutzte, dem bot sich ein Bild des Grauens. Denn der Asphalt war übersät mit toten Kröten. Etwa alle 15 bis 20Meter lag ein verendetes Tier. Und das über hunderte von Metern. Die Amphibien waren keineswegs überfahren worden. Es handelt sich um ein autofreies Gebiet.

Jogger staunten, Fußgänger blieben stehen, Radfahrer fuhren zum Teil regelrecht Slalom. Was war nur geschehen? Bei der Biologischen Station wusste man von nichts. Es hatte bis zum Vormittag noch keine besorgten Anrufe gegeben. Dann die Nachfrage bei der Unteren Landschaftsbehörde in Mettmann. "Können Sie mal Fotos mailen." Kurz danach der Rückruf: "So was habe ich ja noch nie gesehen. Die sehen ja aus wie geröstet", kommentierte es Ralf Göddecke in einer ersten Reaktion. Der 48-Jährige ist bei der Kreisverwaltung Amphibien-Experte und seit 20Jahren dabei.

Der Fachmann erläutert, dass es sich um Erdkröten handelt und hat eine Theorie: "Bis in die Nacht gab es ein Unwetter. Die Tiere sehen so aus, als wären sie vom Blitz erschlagen worden." Freilich kann er sich auch nicht so recht vorstellen, wie der über hunderte von Metern so eine tödliche Wirkung erzeugen soll.

Für das Phänomen, dass so viele der Amphibien auf dem Weg gewesen sind, hat Ralf Göddecke hingegen eine simple Erklärung: "Bei Regen kommen die Erdkröten gerne auf Asphalt, der noch aufgewärmt ist. Dort haben sie dann auch reichlich Futter. Denn Regenwürmer retten sich vor dem Ertrinken aus dem Boden auf die Straße. Das ist der Tisch reichlich gedeckt."

Um endgültig zu klären, was mit den geschützen Tieren geschehen ist, werden einige in ein Speziallabor geschickt. Ralf Göddecke bat deshalb am Mittwoch Stefanie Egeling, Mitarbeiterin der Biologischen Station, um Amtshilfe. Schließlich sei sie vor Ort. Und er habe noch einen Termin nahe Mettmann. Die Biologin fuhr denn auch in Richtung Gut Ödstein, um einige Kadaver zu sichern.

Wer als Hundehalter am Donnerstag noch tote Tiere sieht, der sollte seinen Pfiffi davon fernhalten. Göddecke geht zwar nicht von einem Gifttod, etwa durch auf Felder gespritzte Pestizide, aus. Dann hätten sich die Kröten zum Sterben in Verstecke zurückgezogen. "Aber sicher ist sicher", sagt er in Richtung Hundehalter.