Monheimer erkunden ihre Stadtgeschichte bei einem Ausflug mit der Piwipp

Es war einmal eine Fähre, die in Höhe Deusser-Haus anlegte, und in Monheim Kultstatus hatte. 1977 war Schluss. Doch sie bleibt vielen in Erinnerung.

Monheim. "Lass’ uns doch mit der Fähre nach Piwipp übersetzen." Wer diesen Vorschlag einem jüngeren Monheimer macht, der sieht wohl nur Fragezeichen in den Augen. Ältere Zeitgenossen hingegen könnten plötzlich verträumt wirken. Erinnert es sie doch an eine Zeit, als es sonntags noch selbstverständlich war, mit der Familie unterhalb des Deusser-Hauses die kleine Fähre zu besteigen, mit der es auf die andere Rheinseite ging - nach Piwipp.

Es handelt sich um ein altes Landgasthaus. Das gibt es immer noch. Das dazugehörige Boot seit 1977 nicht mehr. "Im Jahr 1928 war die 34 PS starke ebenfalls Piwipp genannte Fähre in Betrieb gegangen. Sie tanzte 40Jahre auf den Wellen, am Steuer fast immer Wilhelm Siepen mit Kaptänsmütze und Zigarre", weiß Stadtarchivar Michael Hohmeier zu berichten. 1968 sei dann aus Bremen ein stärkeres und schnelleres Boot, die "Hol über", gekommen. Neun Jahre später wurde der Fährbetrieb aber als nicht mehr rentabel eingestellt.

"Natürlich kenne ich die Piwipp noch. Und ich sehe noch genau den Kapitän mit der Zigarre im Mund vor mir", lacht Inge Pesch bei der Erinnerung an die Fähre. Die 74-Jährige kam vor 54Jahren nach Monheim. Die Liebe ließ sie Langenfeld verlassen. Sie heiratete Wilhelm Pesch, den heutigen stellvertretenden Vorsitzenden des Heimatbundes. "Und damals gehörte es einfach dazu, sonntags rüber zu Piwipp zu fahren. Das machten viele." An die Fährkosten kann sie sich allerdings nicht mehr erinnern. "Ich weiß gar nicht, ob man überhaupt was bezahlen musste. Wenn man drüben ins Lokal wollte, war das, glaube ich, sogar umsonst."

Stadtarchivar Hohmeier ist aber nicht nur Verwalter der Heimatgeschichte. Der 50-Jährige ist auch selbst in Monheim aufgewachsen und erinnert sich. "Ich bin mit meinen Eltern oft mit der Piwipp über den Rhein gefahren. Auf der anderen Seite wurden dann zum Beispiel Radtouren gemacht", erzählt er. Und er weiß auch noch die Fährpreise um 1970. "Das waren 20 Pfennig für Fußgänger. Mit Fahrrad musste man 30Pfennig bezahlen."

der Fährbetrieb von Monheim nach Dormagen reicht übrigens weit zurück in die Geschichte. Bereits 1374 gab es die urkundliche Erwähnung des Betriebes zwischen Monheim und "ahm Wittenberg aufem Cöllnischen". 1566 wurde die Fähre von der Monheimer Kirche verpachtet. Und wenn in diesen Tagen an 9.Mai einer Kölner Wallfahrt zur Marienkapelle führt, dann kommen die Pilger wahrscheinlich per Schiff. aussteigen müssen sie dann allerdings in Baumberg. Denn Monheim hat bekanntlich keinen Anleger mehr - seit die Piwipp Geschichte ist.