Post aus London König Charles schickt ein Kondolenzschreiben an diese Wuppertalerin
Wuppertal · Abiera Vasantharasan erhält einen Brief aus dem Buckingham Palace zum Tode ihrer Großmutter.
Als verbeamtete Steuerfahnderin kennt sich Abiera Vasantharasan eher mit dem nüchternen Blick auf Zahlen und Gesetze sowie der Ermittlung von möglichen Steuerstraftaten und -ordnungswidrigkeiten aus. Doch mit dem Brief, den sie am 4. Januar dieses Jahres in Richtung London abschickte, betrat die gebürtige Wuppertalerin dann doch Neuland: Sie suchte den Kontakt zu dem wohl bekanntesten Königshaus der Welt.
König Charles antwortete
innerhalb von drei Wochen
In einem dreiseitigen handgeschriebenen Brief an den Buckingham Palace wandte sich die 30-Jährige an König Charles III. und Königin Camilla und erzählte ihnen vom Tod ihrer Großmutter, die im Alter von 100 Jahren auf Sri Lanka gestorben war. Innerhalb von etwa drei Wochen hatte sie ein Antwortschreiben von „Head of Royal Correspondence“ (Leiter der königlichen Korrespondenz) des Buckingham Palace in ihrem Briefkasten an ihrem jetzigen Wohnort Lünen. Der König drückt in dem einseitigen Schreiben ihr und ihrer Familie sein tiefempfundenes Mitgefühl („his deepest condolences“) aus.
„Ich war schon verwundert, wie schnell ich Antwort bekomme habe“, sagt die junge Frau, als sie der WZ den mittlerweile gerahmten Brief in der Wohnung ihrer Eltern in Oberbarmen vorlegt. Vasantharasan und ihre aus Sri Lanka stammenden tamilischen Eltern haben eigentlich keine besondere Affinität zum britischen Königshaus – auch wenn Sri Lanka (vormals Ceylon) eine ehemalige britische Kolonie und nach wie vor Mitglied des Commonwealth ist. Die Idee zum Brief ans britische Königshaus entstand vielmehr aus einer scherzhaft geäußerten Idee, die Abiera Vasantharasan im Jahr 2019 in Sri Lanka bei einem Besuch gegenüber ihrer Großmutter Navamany Rasiah ansprach.
Sie hatte zuvor gelesen, dass die Queen für jeden ihrer Untertanen, der 100 Jahre alt wird, eine Glückwunschkarte schickt. „Damals sagte ich meiner Großmutter, dass sie auf jeden Fall 100 Jahre alt wird!“, erzählt Vasantharasan. Ihren 100. Geburtstag feierte die Oma dann am 10. August 2024, am 22. Dezember starb sie auf Sri Lanka.
Nach dem Tod der Großmutter sei ihr die Idee mit dem royalen Schreiben zum 100. Geburtstag wieder in den Sinn gekommen. „Ich habe es einfach mal versucht“, sagt die 30-Jährige zu ihrem Brief an das Königshaus.
Sie wollte mit dem Brief „ihre Trauer kundtun“ und eine Form der Verarbeitung finden, sagt die 30-Jährige. „Ich habe mir gedacht: Ich mache den Schritt für mich, ohne dass ich weiß, was kommt.“ Dem Schreiben legte sie noch ein Foto von ihrer Großmutter und ihr bei. Mit dem Absenden des als Einschreiben deklarierten Briefes sei ihr dann „schon besser“ gegangen. Die Adresse für das Schreiben hatte sie zuvor einfach mal gegoogelt.
Königlicher Palast bedankt
sich für den „very kind letter“
Ihrer Familie sagte Vasantharasan im Vorfeld übrigens nichts. „Ich habe niemanden etwas davon erzählt“, betont sie. Sie habe sich nicht durch negative Kommentare von ihren Plänen abbringen lassen wollen. „Für mich war es dann der erste Brief seit langer Zeit, den ich geschrieben habe“, erklärt die junge Frau. „Ich denke, dass ich mein Anliegen gut vorgetragen habe“, bekennt sie. Der königliche Chefkorrespondent lobt denn auch den sehr netten Brief („very kind letter“) der jungen Frau und betont, dass der König interessiert war, etwas über das Leben der Großmutter auf Sri Lanka zu erfahren.
Sie freue sich über die „sehr persönliche und wertschätzende Antwort von König Charles“, gesteht Vasantharasan. Sie und ihre Familie seien überrascht und erfreut über die Antwort und Beileidsbekundung aus dem Königreich. Der Brief soll nun in dem Haus der Familie in Oberbarmen einen würdigen Platz finden. Und der Briefumschlag des königlichen Schreibens wird in einem transparenten Kunststoffbehältnis aufbewahrt.
Abiera Vasantharasan hat sich derweil vorgenommen, in nicht allzu ferner Zeit wieder einmal London zu besuchen und dann auch zum Buckingham Palace zu gehen. „Dann werde ich den Palast mit einem anderen Gefühl als zuvor sehen“, unterstreicht sie.